Deutsches Plutonium für die USA

■ RWE Energie will plutoniumhaltige Brennelemente nach Richland loswerden. Dort formiert sich der Protest

Frankfurt/Main (taz) — Wer hat, dem wird gegeben. Frei nach diesem Motto will die RWE Energie AG offenbar 205 plutoniumhaltige Brennelemente dahin loswerden, wo die Welt ohnehin atomar verseucht ist. Der Stromkonzern plant, das lästige Erbe seiner Brüterpläne an eine Firma in Richland (USA) zu veräußern.

Verfrachtet werden sollen die BrüterBrennelemente, die derzeit in Hanau und im schottischen Dounreay lagern, ins benachbarte Hanford, Bundesstaat Washington. Dort, wo schon seit 1943 am Stoff für die Bombe gearbeitet wird, will die Firma Advanced Nuclear & Medical Systems (ANMS) die Brennelemente verarbeiten. ANMS sagt, man wolle für medizinische Zwecke das strahlende Element Gadolinium-135 herstellen, doch es geht auch um die Produktion von Tritium, einem Sprengkraftverstärker für das US- Atomwaffenprogramm.

Die Pläne der RWE Energie fallen zusammen mit Bestrebungen des US-Energieministeriums, das Management der Atomanlagen in Hanford neu zu ordnen. Weil in den vergangenen 50 Jahren in dem Wüstengelände am Columbia River Tonnen Plutonium und zig Millionen Liter Atommüll unsachgemäß gelagert oder schlicht weggekippt wurden, gefährdet die Atomfabrik inzwischen das Trinkwasser der ganzen Region.

Egal, was ANMS der RWE Energie heute versprechen, die Anrainer wollen nicht noch mehr Atommüll. Die beiden US-Senatoren aus dem benachbarten Oregon, der Republikaner Mark O. Hatfield und der Demokrat Ron Wyden, protestierten mit lokalen Abgeordneten gegen die Plutoniumpläne. In Hessen haben der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und die Initiativgruppe Umweltschutz Hanau (IUH) angekündigt, nicht ruhig zuzusehen, während „das Zeug“ aus Hanau für die Produktion von Atombomben in den Vereinigten Staaten eingesetzt wird. kpk/ten Seite 7