Built-on in Kosel

„Blumen Steensen“ – so heißt der Gartenbaubetrieb, auf dem das Gutachten zum Hanfanbau in Schleswig-Holstein erarbeitet worden ist. „Blumen Steensen“ ist seit Anfang der 50er Jahre ein Begriff für frische Alpenveilchen und Geranien, ganz Kosel kauft hier ein. Ganz Kosel? Nein, auch die umliegenden Dörfer zwischen Rieseby und der B 76, hier im Herzen Schleswig-Holsteins. Neben Steensens Blumenlädchen steht das Gewächshaus, um das jetzt soviel Rauch gemacht wird. Es ist inzwischen halb verfallen. Dort, wo früher das Dach war, sprießen jetzt meterhohe Hanfpflanzen gen Himmel. Steensen selbst, ein bärbeißiger Holsteiner, kommt ziemlich abwesend daher. Sein Blick ist starr, sein Stand schwankend. „Hätte ja nie gedacht, daß das Zeug besser ist als mein Köm“, gibt er zu bedenken. Und: „Wenn das losgeht mit dem Anbau, bin ich ein gemachter Mann!“

Tatsächlich steht die Kieler Landesregierung vor einem Problem: Woher das Haschisch für den Modellversuch nehmen, bei dem die Tüten in den Apotheken verkauft werden sollen? Selbst anbauen? Steensen Augen glänzen: „Na klar!“ Alpenveilchen und Geranien würden nicht halb soviel Spaß machen wie der Anbau „von diesem Grünzeug“. Außerdem: 2,3 Millionen Mark, so das bei Steensen erstellte Gutachten, würde der Selbstanbau kosten, „und das ist knapp kalkuliert!“ Eine Million für Gärtner, Chemiker und Hilfskräfte – „Das bring' ich alles ganz allein, jetzt erst recht“, bemerkt der Gärtner, sein Pfeifchen in der Rechten wiegend – knapp 500.000 Mark für ein Gewächshaus – „Das alte ist einfach hinüber, das sehen Sie ja selbst“ – und noch mal eine Million für eine 2.000 Quadratmeter große Lagerhalle – „'n bißchen was muß ja auch für mich selbst abfallen, oder?“.

Die Gutachter vom Kieler Landwirtschaftsministerium waren begeistert von der Qualität des Hanfs aus Holstein: „In meinem Gewächshaus herrscht das perfekte Klima: freundlich, locker, friedlich. Das bekommt auch den Alpenveilchen.“ Die Leute vom „Gütesiegel Schleswig-Holstein“ waren auch schon da: Sie vergaben erstmals die Qualitätsmarke „Built-on in Kosel“. Florian Gless