Heckert vor dem Aus

■ Belegschaftsdemo gegen Schließung des sächsischen Maschinenbauers

Chemnitz/Berlin (AP) – Neben Sket in Magdeburg steht nun ein weiterer früherer DDR-Vorzeigebetrieb möglicherweise vor dem Aus. Die Firma Heckert Chemnitzer Werkzeugmaschinenbau (HCW) bekommt von den Banken vorerst keine Kredite mehr, nachdem schon die Mutterfirma Traub aus dem schwäbischen Reichenbach vor zwei Wochen Vergleichsantrag stellte. Im Dresdner Wirtschaftsministerium wurde gestern eine Krisensitzung einberufen. Es stehen bis zu 2.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Unter Berufung auf die Treuhandnachfolgerin BvS berichtete die Zeitung Die Welt, das Unternehmen befinde sich in einem Liquiditätsengpaß. Die BvS werfe der Deutschen Bank vor, dem sächsischen Betrieb grundlos die Hilfe verweigert zu haben. Nach den Turbulenzen bei Traub habe HCW um einen Kredit von 15 Millionen Mark nachgesucht. Obwohl die öffentliche Hand die Summe zu 65 Prozent verbürgt habe, habe die Deutsche Bank nicht eingewilligt.

Der Geschäftsbereichsleiter der Deutschen Bank Stuttgart, Hans Peter Storr, verwies darauf, daß Bund, Land und BvS bereits vor zwei Wochen erklärt hätten, HCW bekomme keine öffentlichen Hilfen mehr. Bis gestern mittag bestätigte das sächsische Wirtschaftsministerium jedoch eine solche Vereinbarung nicht. Die operativen Verluste zur Jahresmitte gab Storr mit elf Millionen Mark an.

Die 550 Beschäftigten bei HCW fürchten, daß ihr Betrieb schon heute Gesamtvollstreckung beantragen muß. Gestern morgen haben sie in einer Protestaktion dagegen demonstriert. Betriebsratsvorsitzender Gerhard Sonntag kritisierte scharf die Banken. Sie würden ein eigentlich gesundes Unternehmen in den Konkurs treiben. Schließlich habe HCW seit der Privatisierung 1993 den Umsatz auf 150 Millionen verdreifacht. Das Chemnitzer Unternehmen müsse unbedingt aus dem Traub-Verbund heraus und benötige finanzielle Soforthilfe von zwei Millionen Mark.