■ Berliner Telegramm
: Kunstauktion für gefährdete Asylberatung

Eine Kunstauktion zugunsten der Flüchtlingsarbeit hat die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg gestern durchgeführt. Rund 260 Gemälde, Grafiken und andere Gegenstände wurden in der Kirche zum Heiligen Kreuz versteigert. Der Erlös solle der Kreuzberger Flüchtlingsberatungsstelle zum Heiligen Kreuz und der Verfahrensberatung für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt sowie der dortigen Flüchtlingsberatung zugute kommen, erklärte der Ausländerbeauftragte der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Hanns Thomä-Venske. Beiden Einrichtungen seien die Mittel gestrichen worden. Die Kreuzberger Beratungsstelle sei im laufenden Jahr bereits durch Rücklagen finanziert worden. Die Existenz dieser Stellen sei akut gefährdet.

Bei der Auktion wurden unter anderem ein von Christo signierter Druck des verhüllten Reichstages, Fassadenteile des 1993 nachgebildeten Stadtschlosses sowie Aquarelle des alteingesessenen Kreuzberger Künstlers Kurt Mühlenhaupt versteigert. Unter den Hammer kamen auch Bibeln aus dem vorigen Jahrhundert sowie eine Eisenblechplastik des Schweizer Schriftstellers und Künstlers Urs Jaeggi. Für 750 Mark wechselte eine Radierung von Max Liebermann den Besitzer. Ein Unikat von Vicco von Bülow alias Loriot, das dieser extra für diese Auktion angefertigt hatte, wurde für 2.000 Mark abgegeben. Ein Teil der KünstlerInnen hatte die Werke umsonst zur Verfügung gestellt. Privatpersonen sowie Banken, Galerien, kirchliche und staatliche Einrichtungen unterstützten die Auktion durch Geld- und Sachspenden.

Mit „Ausländerarbeit und Mäzenatentum“ käme etwas zusammen, „was noch nie zusammengekommen ist“, betonte der berlin- brandenburgische evangelische Bischof Wolfgang Huber. Die Kunst werde bei dieser Auktion nicht funktionalisiert, sondern bei „ihrem Eigenen gepackt“, da sie ebenso wie die Flüchtlingsarbeit gegen Perspektivlosigkeit, gegen Enge und Dummheit gerichtet sei.

Kirche und Kunst hätten eine lange Tradition, betonte die Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen, Cornelia Schmalz- Jacobsen, die gemeinsam mit dem Bischof die Schirmherrschaft über die Auktion übernommen hatte. Auch an die kirchliche Tradition, Wehrlosen einen Schutzraum zu gewähren, werde mit dieser Kunstauktion erinnert.

Über den Gesamterlös gab es am Sonntag nachmittag noch keine Schätzung. Die Katalogpreise, die zum Teil überboten, zum Teil nicht erreicht wurden, hätten eine Gesamtsumme von rund 130.000 Mark ergeben. Anne-Kathrin Koppetsch