Geschichte der Aktien

■ Ausstellung „Bremische Wirtschaftsgeschichte am Beispiel Historischer Wertpapiere“

Auf der Gründungsaktie der Bremer Straßenbahn AG aus dem Jahre 1892 ist ein Waggon abgebildet, doch bei genauerem Hinsehen und dem Vergleich mit dem daneben hängenden Foto ist zu erkennen, daß es sich bei dem Waggon nicht um eine elektrifizierte Bahn, sondern um einen Pferde-Bahn-Wagen handelt: Die Vorgängerin der Strassenbahn war die Bremer Pferde- Bahn.

Von solchen Kuriositäten zeugen die großen und kleinen, bunt-bedruckten oder einfarbigen Aktien verschiedener Bremer Firmen. Erst 1924/25 wurde das Format von Aktien auf DinA4 genormt, davor war es den Firmen überlassen, wie sie ihre Wertpapiere gestalteten.

Zwei Wochen lang ist jetzt in einer Ausstellung in den Räumen der Volksbank ein Stück Bremer Wirtschaftsgeschichte am Beispiel historische Wertpapiere zu sehen.

Klaus-Peter Fischer ist seit fünf Jahren passionierter Sammler alter Aktien aus dem Raum Bremen und Bremerhaven. Gemeinsam mit seinem Sammlerfreund Wolfgang Rose kam er auf die Idee, einen Teil der in 25 Jahren zusammengetragenen Stücke einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Fischer und Rose gehören zu den wenigen Sammlern von historischen Wertpapieren in der Region. Sie interessieren sich nicht nur für die alten Dokumente als spekulative Sammlerstücke, sie haben auch in der Geschichte der noch bestehenden, nachfolgenden oder „erloschenen“ Firmen geforscht.

Mit kurzen Texten und kleinen Objekten, wie beispielsweise dem Modell einer alten Straßenbahn, alten Stichen oder einem Notgeldschein der Gemeinde Blumenthal machen die Sammler Bremer Firmengeschichte lebendig.

Einige Firmen hatten daran allerdings kein Interesse. So konnte das Sammlerduo über die Geschichte ehemaliger Brauereien in Bremen mangels Unterstützung von Beck's kaum etwas in Erfahrung bringen. Andere ermöglichten ihnen jedoch bereitwillig Zugang zum Firmenarchiv und stellten auch weiteres Anschauungsmaterial zur Verfügung.

Die Bremer Vulkan Schiffbau und Maschinenfabrik AG darf in einer solchen Ausstellung über Bremen natürlich nicht fehlen: Von der Entstehung einer ihrer Vorläuferinnen, der Johann Lange Werft, gegründet 1893, zeugt eine Aktie im Wert von tausend Reichsmark.

Der Haufen Rohkaffee auf dem Fußboden gehört ebenso wie die Sammleraktie von 1953 im Wert von 10 .000 Mark zur Kaffee HAG Dokumentation. Die Firma, die heute zu Jacobs Suchard gehört, wurde 1906 in Bremen als Kaffee Handels AG gegründet, daher der Name „HAG“. Sie erwarb das von Ludwig Roselius entwickelte Entkoffeinierungsverfahren und nennt sich seit 1951 HAG AG.

Auch längst der Vergangenheit angehörende Unternehmen finden in dieser Ausstellung noch einmal Beachtung: So existierte in Bremen zwischen 1911 und 1934 die Bremer Tabakbaugesellschaft Bakossi AG. Auch davon zeugt eine Aktie zu 1.000 Reichsmark. Und da die Stadt Bremen schon immer Geld brauchte und nicht hatte, sind auch sogenannte „Schuldverschreibungen der Freien Hansestadt Bremen“ aus den Jahren 1887, 1899 und 1920 zu sehen.

Außerdem sind Aktien und Firmengeschichte der Vereinten Weser-Dampfschiffahrt, der Bremer Tauwerke Fabrik, der Vegesacker Eisenbahn, des Zementsteinwerkes Weser, der Goldina, der Hansa-Lloyd-Werke und vieler anderer Unternehmen ausgestellt.

Eine schöne Dokumentation Bremer Stadtgeschichte von der Frühzeit des Kapitalismus bis in die heutige Zeit, die nicht nur für SammlerInnen von historischen Aktien interessant ist.

Die Ausstellung ist in den Räumen der Bremischen Volksbank an der Domsheide, vom 1. bis 11. Oktober zu sehen. Offiziell eröffnet wird sie heute um 11 Uhr. Und wer es in dieser Zeit nicht schafft: vom 12. Oktober bis 10. November sind die Exponate im Heimatmuseum Schloß Schönebeck zu bewundern.

Katharina Manderscheid