Heldinnen

■ Verschiedene Frauenportraits im Alabama und B-Movie

Sie sind Ikonen des Verlangens wie des Verlangten. Ikonen mit heller Oberfläche, damit die Projektionen ihre Wirkung besser entfalten können: Frauen im Film, starke Frauen zumal, die Phantasiegebilde von Männern, und dem männlichen Blick entsprungen wie die Venus ihrer Muschel – seltsame Plastikheldinnen wie Barbarella, Emma Peel oder Modesty Blaise, oder aber Heldinnen des Daseins und des Überlebens in widrigen Umständen.

Gleich zwei Hamburger Kinos beginnen dieser Tage Filmreihen über Starke Frauen: Das Alabama und das nach Denk- und Sommerpause erneut aktive B-Movie. Und beide Filmreihen zeigen die ganze Bandbreite der Sichtweisen, die meist eben Außensichtweisen sind, die Zeugnisse der Faszination zwischen politisch korrekt und einfach wüst schrill.

Frauenleben in Latein- und Mittelamerika, heißt es im B-Movie, wo vom 5. bis zum 27. Oktober Frauenportraits laufen, die weniger den ästhetischen Ausformungen als vielmehr der inhaltlichen (und/oder) politischen Referenz verschrieben sind: Ich, die Unwürdigste von allen (1990) (5.-6.Oktober) eröffnet die Reihe und ist ausnahmsweise mal ein Frauenabbild von einer Regisseurin: die Argentinierin Maria-Luisa Bemberg erzählt hier – anhand einer Biographie des ziemlich männlichen Romanciers Octavio Paz immerhin – das Leben der Dichterin und Ordensfrau Juan Inès de la Cruz im Mexico des 17. Jahrhunderts mit Assumpta Serna in der Hauptrolle. In der nächsten Woche folgt dann Juliana (12.-13. Oktober), die 1989 in Peru von dem schweizerischen Filmemacher Stefan Kasper produzierte und von Fernando Espinoza und Alejandro Legaspi inszenierte Geschichte der 13jährigen Juliana, die sich einer Jungenbande anschließt und sich und die Jungs von der Fuchtel ihres „Managers“ befreit.

Ganz anders die Frauenbilder auf Kampnagel: Hier reihen die Beispiele sich zu einer ästhetisch so spannenden wie unterhaltsamen Mischung aus neusten Meisterwerken und bekannten Neo-Klassikern. Da tummelt sich Roger Vadims Barbarella-Jane Fonda (15. Oktober) mit ihrem Flokati im Windkanal, da mordet sich die wunderbare Monica Vitti als Modesty Blaise (29. Oktober) durch ihr Comic-Archipel und spioniert die auf immer unersetzliche Diana Rigg (wenn man die ihr gewidmete Avenger Night (11.Oktober) einfach in die Reihe einbezieht) im catsuit die Blumenabteilung des britischen Geheimdienstes aus. Sie alle, aber vor allem die großartige Rena Owen in dem hart-realistischen, erschreckend starken Die letzte Kriegerin (4.Oktober) des Neuseeländers Lee Tamaori oder Anna Magnani in Rossellinis wunderschönem Widerstandsepos Rom– Offene Stadt (8.Oktober) zeigen vor alllem eins: Daß bei Hauptdarstellerinnen die Männersicht eben doch mur das Vehikel für die Größe der Dargestellten ist. Thomas Plaichinger

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