Konkurrenz für die Telekom

■ 86 Sparkassen-Filialen von der CNB vernetzt / Kabel der Stadtwerke

Die Telekom muß Federn lassen. In Bremen hat gestern erstmals eine Konkurrenzfirma ein Kommunikationsnetz im großen Maßstab in Betrieb genommen. Alle 86 Filialen der Sparkasse sind jetzt nicht mehr über die Leitungen der Telekom, sondern über das Netz der „Communications Netmanagement Bremen GmbH“ (CNB) miteinander verbunden.

Die CNB ist eine gemeinsame Tochter der Stadtwerke Bremen (60%), der Sparkasse und der Stadtwerke Bremerhaven (je 20 Prozent) und hat nur fünf Mitarbeiter. Für die Vernetzung der Sparkasse wurden ausschließlich hochleistungsfähige Glasfaser-Verbindungen genutzt, die zum größten Teil bereits bei den Stadtwerken Bremen zur Verfügung standen.

Zusammen mit den Kabeln der Brekom (des ehemaligen fernmeldetechnischen Amtes der Bremer Behörden), mit der die CNB ein Kooperationsabkommen geschlossen hat, verfüge das neue Unternehmen bereits über ein Leitungsnetz, das 30 Prozent der Kapazität der Telekom entspreche, so CNB-Geschäftsführer Dirk Roedler gestern. Allein die Stadtwerke haben rund 1.000 Kilometer Kupferkabel und 170 Kilometer modernster Glasfaserkabel unter Bremens Straßen verlegt. Außerdem können sie bei Bedarf auf 60 Kilometer lange Leerrohre zurückgreifen, in die ohne Straßenbauarbeiten jederzeit neue Kabel eingezogen werden können. Die Stadtwerke Bremerhaven steuern 270 km Kabel bei.

Den Zuschlag für die Vernetzung der Stadtsparkassen-Filialen habe die CNB bekommen, weil das Komplettangebot nur 30 Prozent dessen betragen habe, was die Telekom verlangt hatte. Zwar sei auch der einstige Monopolist im Laufe der Verhandlungen mit seinen Preisvorstellungen deutlich heruntergegangen, doch die CNB habe letztlich das günstigere Angebot vorlegen können – „nicht das billigere“, wie Stadtsparkassen-Vorstand Wieneke gestern betonte. Denn in der Qualität, beim Service und der Versorgungssicherheit würden sich CNB und Telekom nicht unterscheiden.

Mit der Vernetzung der Sparkassen-Filialen hat sich Bremen neben Düsseldorf und Köln an die Spitze der Privatisierungs-Bewegung in der deutschen Kommunikationslandschaft gesetzt. Um mittelfristig auch Unternehmen Angebote machen zu können, die in großem Umfang über die Bremer Landesgrenzen hinaus kommunizieren, hat die CNB bereits einen Kooperationsvertrag mit der ÜNH, dem Stromversorger im Bremer Umland, geschlossen. Die EWE, der Stromversorger im Weser-Ems-Bezirk, wolle sich Ende des Jahres anschließen, sagte Roedler.

Die freie Vermarktung von Datenleitungen ist seit dem Sommer offiziell erlaubt. Telefondienste darf die CNB dagegen noch nicht anbieten. Im Bereich der Sprachübermittlung behält die Telekom ihr Monopol noch bis zum 1.1.1998. Danach soll auch in diesem Bereich ein Angebot an alle Bremer Haushalte gemacht werden, kündigte die CNB gestern an. Für die überregionale Weitervermittlung würden bereits Verhandlungen mit der Vebacom und anderen großen Telekommunikations-Unternehmen geführt. Ase