■ Mit der Standortdebatte auf du und du
: Kein Geld für Zukunft

Berlin (taz) – „Deutschland investiert immer weniger in seine Zukunft“, meinen die Volkswirte der Deutsche Bank Research in ihrem neuesten Bericht. Auf dem Weltmarkt liegt der einstige Exportweltmeister heute bei den forschungsintensiven Produkten mit einem Anteil von 16 Prozent auf Platz 3 – hinter den USA und Japan.

Und es sieht so aus, als sollte sich der Trend weiter verschlechtern. Die Ökonomen der DB Research rechnen vor, daß die Forschungsausgaben als Anteil am Bruttoinlandsprodukt hierzulande nur bei 2,3 Prozent liegen, 1989 waren es noch 2,9 Prozent. Fünf andere Industriestaaten, Schweden, Japan, die USA, die Schweiz und auch Frankreich geben mehr aus.

Schlimmer noch, die Kürzungen in den Forschungs- und Bildungsetats seien in den vergangenen Jahren weit gravierender gewesen als die im Sozialetat. Dabei seien die Forschungsausgaben des Staates in Deutschland verglichen mit wichtigen Konkurrenten ohnehin besonders niedrig. Das Bildungswesen fördere keine Spitzenleistungen.

Doch nicht allein staatliche Stellen sind schuld. Auch in der Privatwirtschaft sinken die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Von 1991 bis 1993 haben westdeutsche Unternehmen die Stellen in ihren Forschungsabteilungen um fünf Prozent abgebaut. Wenn überhaupt mehr in Wissenschaft investiert wird, dann bei den ausländischen Tochterunternehmen – vor allem in den USA.

Die Auswirkungen sind schon zu spüren. Die Patentanmeldungen in der Biotechnologie sind in den Jahren 1987 bis 1994 in den USA um 120 Prozent gestiegen, in Deutschland um 16 Prozent. Bei den Informationstechnologien behaupteten die USA einen Weltmarktanteil von 34 Prozent, Siemens und Co kommen gerade auf 8 Prozent. Und auch bei den Umweltschutzgütern, dem neuen Aushängeschild der deutschen Exportwirtschaft, haben amerikanische Firmen die deutsche Wirtschaft von Platz eins verdrängt.

Der Rückgang der Forschungs- und Entwicklungsausgaben führt mittel- und langfristig auch zu erheblichen Arbeitsplatzproblemen in der Produktion. Je weniger neue und innovative Güter die deutsche Industrie anzubieten hat, desto härter schlägt die Preiskonkurrenz zu. Nur bei neuen und innovativen Produkten können Unternehmen hohe Preise erzielen, die es erlauben, hohe Löhne zu zahlen. Bei etablierten Produkten sind die deutschen Unternehmen mehr und mehr der Lohnkonkurrenz neuer Wettbewerber aus Osteuropa und Südostasien ausgesetzt. Die DB Forscher warnen folgerichtig, „nur mit Produkt- und Prozeßinnovation kann die Wettbewerbsfähigkeit auf Dauer gesichert werden“. Kostenmanagement allein verheiße keine Zukunft. ten