Viele sind ausgezogen

■ „Scientology greift nach Harburg“: Gut besuchte SPD-Informationsveranstaltung

Frage aus dem Publikum: „Wie erkenne ich, daß ich es mit Scientologen zu tun habe?“ Dr. Bernd Steinmetz, ehemaliger Mitarbeiter der AG Scientology der Innenbehörde, klärt auf: „Auf die Frage: ,Arbeiten Sie nach der Technologie von L. Ron Hubbard?' wird man nie ein klares, definitives Nein als Antwort von einem Scientologen erhalten. Das funktioniert todsicher, weil die so programmiert sind.“

Unter dem etwas reißerischen Motto: „Scientology greift nach Harburg“ hatte die örtliche SPD am Montag abend zu einer Informationsveranstaltung in das Lokal „Pepe“ geladen. Doch die Boulevardisierung des Themas wäre wegen der momentanen Dauerpräsenz der Machenschaften der US-Sekte in den Medien gar nicht nötig gewesen: Gut 100 Menschen drängten sich in dem kleinen Harburger Lokal.

Zunächst gab die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Helga Weise einen Überblick über die Harburger Aktivitäten der Scientologen bei der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen: „In der Ernst-Eger-Straße, der Wattenbergstraße und am Reeseberg haben die Jünger des Raffzahns L. Ron Hubbard bei den Umwandlungen ihre Finger im Spiel. Ob auch ein Objekt in der Woelmerstraße dazugehört, muß ich noch herausfinden.“ Weitere Fälle seien nicht auszuschließen.

Ein Mieter aus der Wattenbergstraße beschrieb, wie der Immobiliendeal funktioniert: „Wir haben Angebote bis zu 30.000 Mark erhalten. Die Hälfte der zwölf Parteien ist bereits ausgezogen.“ Die Abfindungen haben sich schnell amortisiert: Wenn freie Wohnungen nach der Umwandlung neu vermietet werden, kann der Mietenspiegel bis zu 50 Prozent überschritten werden.

Ein Verbot der Sekte oder die Beobachtung durch den Verfassungsschutz, wie es in jüngster Zeit aus den Reihen der CDU und der Hamburger Scientology-Beauftragten Ursula Caberta gefordert wurde, lehnt Helga Weise ab: „Jeder soll hier nach seiner Facon leben, auch wenn er Wahnideen anhängt. Für die Gesetzesverstöße reicht das Instrument des Strafrechts aus.“ Volker Stahl