Illegale wieder frei

■ Mehrheit der geräumten Pariser Kirchenbesetzer aus Haft entlassen

Paris (AFP) – Trotz wachsender Kritik an der französischen Einwanderungspolitik will Staatspräsident Jacques Chirac die bestehenden Ausländergesetze im Kern unverändert lassen. Nach der gewaltsamen Räumung der von Afrikanern besetzten Pariser Kirche Saint-Bernard sagte Chirac am Sonntag abend bei einem Treffen mit Premierminister Alain Juppé in seinem Urlaubsort: „Es gibt keine Umkehrung unserer Politik.“ Er kündigte lediglich eine Ergänzung der Gesetze an, um ihre Anwendung zu erleichtern. Juppé sagte, die 1993 vom damaligen Innenminister Charles Pasqua verschärften Ausländergesetze sollten „klarer“ formuliert und damit „effektiver“ gemacht werden. Regierungssprecher Alain Lammasoure sagte gestern, die Einwanderungsgesetze in ihrer Gesamtheit stünden nicht auf der Tagesordnung. Es müsse lediglich geprüft werden, „ob es hier einer kleinen gesetzlichen Anpassung, dort einer Verordnung oder eines Rundschreibens bedarf“.

Die große Mehrheit der illegalen Einwanderer, die am Freitag nach der Räumung der Pariser Kirche Saint-Bernard festgenommen und in Abschiebehaft gebracht worden waren, befand sich gestern wieder auf freiem Fuß, darunter neun der zehn Hungerstreikenden. Vierzig erhielten ein Bleiberecht. Der Status der meisten anderen blieb ungewiß. Nur vier Männer aus Mali waren bereits am Wochenende abgeschoben worden. Die meisten der freigelassenen Afrikaner von Saint-Bernard suchten Zuflucht in der Cartoucherie de Vincennes, in der sich das ThéÛtre du Soleil von Ariane Mnouchkine befindet. Die Regisseurin gehört zu den prominenten Unterstützern der Afrikaner. Die zehn Hungerstreikenden aus Mali und Mauretanien hatten ihre Aktion am Sonntag beendet.