„Mehr als ein Laber-Termin“

■ PDS-Vorstand übte harte Selbstkritik und wurde wiedergewählt

Eine doppelt negative Bilanz hat die Bremer PDS am Samstag auf ihrer Landesmitgliederversammlung im Bürgerhaus Weserterrassen gezogen. Nicht nur, daß in Bremen nach einem Jahr Großer Koalition „Liberalität, Vielfalt kultureller Initiativen, Toleranz gegenüber alternativen Lebensformen auf der Strecke geblieben“ sei, so der PDS-Landesvorsitzende Klaus Rainer Rupp in seinem Rechenschaftsbericht, auch um die PDS selber steht es nicht gut. „Von Zufriedenheit mit der Arbeit des Vorstandes kann bei uns keine Rede sein“, erklärten Rupp und die stellvertretende PDS-Landesvorsitzende, Marina Stahmann, gemeinsam.

Ursache dieser Unzufriedenheit sind vor allem interne Querelen unter den wenigen aktiven PDS-Mitgliedern. „Von gegenseitigem Vertrauen war nichts zu spüren – im Gegenteil haben einige Mitglieder mehr Zeit und Kraft in die Organisation von Intrigen, die Darstellung der eigenen Person oder die Bekämpfung anderer Personen investiert als in die Bearbeitung des übernommenen Verantwortungsbereichs“, heißt es in dem gemeinsamen Papier von Rupp und Stahmann. Beide wurden trotzdem wiedergewählt.

Während die Wahl für Rupp mit 29:4 Stimmen eine klare Sache war, wäre Marina Stahmann mit 19 Stimmen beinahe an ihrer Gegenkandidatin, der „feministischen Sozialistin“ (Selbstdarstellung) Magdalena Salewski (17 Stimmen) gescheitert. Die Bremer PDS hat inzwischen 106 Mitglieder, wurde auf der Versammlung mitgeteilt, 91 davon sind Männer.

Rupp und Stahmann hatten trotz ihrer Unzufriedenheit mit der eigenen Arbeit wieder kandidiert, weil sie von ihren restlichen Parteifreunden offenbar noch weniger halten. „Grundlage für unsere Entscheidung, erneut zu kandidieren, ist auch die Frage, welche Personen dem Vorstand künftig angehören sollen“, heißt es in ihrer gemeinsamen Erklärung. Und weiter: „Vorstandsmitglieder sollten über ein Mindestmaß an politischer Erfahrung verfügen und in der Lage sein, sich eigenständig Inhalte und Zusammenhänge zu erarbeiten und diese wiedergeben können. Ihnen sollte klar sein, daß Vorstandsarbeit mehr ist als ein Laber-Termin alle 14 Tage.“

Die von Rupp und Stahmann geforderte Verstärkung der konkreten Arbeit in den Beiräten wurde jedoch nicht von allen Mitgliedern befürwortet. „Mit der Kommunalpolitik lassen wir uns viel zu sehr auf den Kapialismus ein“, meinte ein Mitglied, „es ist viel wichtiger, daß wir uns als Sammelbecken aller linken Kräfte profilieren“, meinte ein anderes. Am 23. und 24. November will die Bremer PDS ihre Zukunft auf einem Kongreß im Bürgerhaus Oslebshausen ausgiebig diskutieren. Ase