Musik fürs große Geld

■ Hamburger Opernwoche mit Häppchen für die Crème

Im großen Stil angelegt, soll die Hamburger Opernwoche die Hansestadt mit einem Stimmfestival versehen, wie etwa München es schon lange hat. Für das Debüt, das am Dienstag in der Musikhalle startet, hat sich Konzertveranstalter Thomas Gericke große Namen gesichert – die das große Publikum sichern sollten: Sein Zugpferd ist Plácido Domingo, der am ersten Abend Arien und mit Ainhoa Arteta singt. Am zweiten Tag folgt die Symphonische Nacht, in der Do-mingo der Häppchenkultur frönt und Ouvertüren und Zwischenspiele dirigiert.

Der zweite Teil der Opernwoche bietet dann wirklich Opern – allerdings in konzertanten Aufführungen. Großartig ist die Besetzung von Carmen mit Mezzosopranistin Agnes Baltsa, der wohl berühmtesten Carmen unserer Zeit. Ihr Rollenporträt ist heftig diskutiert und unglaublich ausdrucksstark. Mit ihrer Wucht einer griechischen Tragödin trifft sie auf Neil Shicoff, der nach einer stilleren Phase inzwischen als glaubwürdiger Nachfolger der „großen Drei“ gehandelt wird. Etwas weniger grandios ist die Tosca von Eva Marton, deren schwere Stimme allerdings überall bejubelt wird. Den Abschluß liefern Francisco Araiza und die nicht so furchtbar starke Gabriele Benackova in Don Carlos.

Nicht das wenig einfallsreiche Programm oder die Auswahl der oft großen Interpreten sind das Problem dieses Festival-Versuchsballons, sondern die Preis- und Kartenpolitik: Sowohl die beiden „Domingo-Abende“ als auch die drei konzertanten Opern wurden ausschließlich im „Package“ verkauft. Wer Domingos Arien hören will, muß ihm also auch beim Dirigieren zusehen, und wer die Baltsa als Carmen genießen will, hört auch Tosca und Don Carlos. Bei Preisen zwischen 195 und fast 1000 Mark (für konzertante Aufführungen!) pro Paket ist dieses Vorgehen nicht nur eine Zumutung. Es ist auch ein Fingerzeig: Hier geht es nicht um Musikliebhaber, die sich diese Preise meist nicht leisten können. Hier geht es um eine Pseudo-Crème. Und die braucht eben Häppchenkultur und die Sicherheit großer Namen. Thomas Plaichinger

Ab Di, 20. August, 20 Uhr, Musikhalle