Körperverletzung durch Probeläufe

■ Tests der Airbus-Triebwerke ungesund: Flughafen Hamburg muß Lärmschutzhalle bezahlen / Baubeginn weiter verzögert

Für Hamburgs Fluglärmschutzbeauftragten Klaus Köhler ist „die Sache klar“: Die seit Jahren geforderte Lärmschutzhalle für Triebwerks-Probeläufe von Airbussen am Hamburger Flughafen „muß von der Flughafengesellschaft (FHG) bezahlt werden und nicht von der Lufthansa-Werft“. Letztere hatte sich bitterlich darüber beklagt, daß die FHG die millionenschweren Baukosten ganz oder teilweise auf die Werft abwälzen wollte. Diese Ausgabe, wehrte sich Werftchef Werner Mayrhuber, gefährde die Unternehmens-Existenz und damit Tausende Arbeitsplätze.

Nach dem Luftverkehrsgesetz aber, stellt Fluglärm-Experte Köhler klar, ist der „Flugplatzhalter“, also die FHG und nicht die Werft, verpflichtet, vermeidbare Geräusche zu verhindern. „Es dürfte Einigkeit darüber bestehen, daß der Krach von Standläufen vermeidbar ist“, bemerkt Köhler spitz. Die Hallen-Kosten schätzt er auf zehn Millionen Mark. „Realitätsfern“ sei die Schätzung der FHG, die von 50 bis 60 Millionen Mark spreche.

Ungehalten ist auch Jörg Praski, SPD-Abgeordneter im Bezirk Nord, denn Job-Verlust drohe nur bei „Nicht-Bau der Lärmschutzeinrichtung“: Dann nämlich müsse die FHG mit Klagen von AnwohnerInnen rechnen, die ein absolutes Verbot der Probeläufe (Betriebsstillegung) zur Folge haben könnten: Die Motoren-Testläufe können – werden sie ungeschützt im Freien durchgeführt – den Tatbestand der Körperverletzung erfüllen. Zu diesem Urteil kam die Strafkammer Hamburg im Jahr 1990; allein im vergangenen Jahr aber wurden 69 Standläufe in Hamburg mangels Halle im Freien praktiziert.

FHG-Sprecher Clemens Finkbeiner-Dege wies gestern die Kritik zurück. Die zeitliche Verzögerung des Hallenbaus – bereits für 1995 angekündigt – habe sich ergeben, weil wichtige Gutachten noch ausstünden: „Es gibt strömungsphysikalische Probleme, die weltweit noch nicht befriedigend gelöst sind.“ Deshalb seien auch die Kosten nicht genau kalkulierbar. Außerdem sei unklar, ob die Halle entweder zusammen mit der geplanten Flughafenerweiterung oder in einem getrennten Verfahren genehmigt werden solle. Man gehe aber von einer Entscheidung noch in diesem Herbst aus. H. Haarhoff