Anklage wegen Bombe

■ Polizisten an Anschlag auf jüdisches Zentrum in Buenos Aires beteiligt

Berlin (taz) – Ein argentinischer Bundesrichter hat gegen drei aktive und einen ehemaligen Polizisten Anklage wegen ihrer Beteiligung am Anschlag auf das jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires erhoben. 86 Menschen waren bei dem Bombenanschlag im Juli 1994 ums Leben gekommen. Die vier Polizisten sollen den Lieferwagen besorgt haben, in dem die Bombe gezündet wurde. In seiner Anklageschrift verweist Richter Galeano darauf, daß die Polizisten bei abgehörten Telefongesprächen ihre Schuld eingestanden hätten. Einer der Angeklagten, Kommissar Juan José Ribelli, war ein enger Vertrauter des Polizeichefs von Buenos Aires, Pedro Klodczyk.

Wie die Tageszeitung Clarin unter Berufung auf die Anklageschrift berichtet, gehörten die vier Polizisten einer Gruppe an, die Kriminelle erpreßte. Eine Woche vor dem Attentat habe der Autodieb und lange Zeit einzige Tatverdächtige Carlos Telleldin den Lieferwagen an die Polizisten übergeben, um nicht verhaftet zu werden. Später hätten die Angeklagten den zweifachen Mörder Ramón Salari vorgeschickt, um ihre Tatbeteiligung zu verschleiern.

Salari hatte Anfang 1995 in einem Brief an den israelischen Botschafter in Buenos Aires geschrieben, er habe den Lieferwagen zusammen mit einem Iraner namens „Hussein“ in Empfang genommen. Drei iranische Diplomaten wurden daraufhin von den Ermittlungsbehörden verhört, die schon die islamistischen Hisbollah-Fundamentalisten des Anschlags verdächtigten. Salari beschuldigte später auch rechtsextreme Kreise innerhalb der rebellischen Militärfraktion der „Carapintadas“, an dem Anschlag beteiligt zu sein.

Die Drahtzieher des Attentats sind mit dieser Anklageerhebung freilich noch nicht gefaßt. Untersuchungsrichter Galeano versucht schon seit zwei Jahren erfolglos, Licht in das wahrscheinlich geheimdienstliche Dunkel zu bringen. Ciro Krauthausen