Keine Aussicht auf ein Ende des algerischen Bürgerkriegs

Am 22. Juni explodierte in der algerischen Garnisonsstadt Blida eine Autobombe. Folge: vier Tote und zwanzig Verletzte. Knapp drei Wochen später teilt die staatliche Nachrichtenagentur mit, ein Gericht habe 128 Islamisten zum Tode verurteilt – in Abwesenheit, die Angeklagten leben im Untergrund. Bis zu 50.000 Menschen kamen gewaltsam ums Leben, seit im Januar 1992 eine Mafia aus Militär und Nomenklatura der Ex-Einheitspartei FLN die ersten freien Parlamentswahlen abbrach. Grund: Nach dem ersten Wahlgang hatte sich ein Sieg der „Islamischen Heilsfront“ (FIS) abgezeichnet. Die Regierungsgeschäfte übernahm ein von den Militärs eingesetzter „Hoher Staatsrat“. Die FIS wurde verboten; ihre Anhänger zu Tausenden in Internierungslager in der Wüste gesteckt. Die Islamisten erklärten dem Regime den Krieg. Doch einige Gruppen richten ihren Terror auch gegen die Bevölkerung. Um sich zu verteidigen, greifen immer mehr Zivilisten selbst zu Waffen, so wie der Mann auf dem Foto. Letzten November ließ sich der vom General zum Präsidenten mutierte Liamine Zéroual durch eine Wahl von der Bevölkerung legitimieren. Von der Abstimmung war die FIS ausgeschlossen, andere Oppositionsparteien monierten Unregelmäßigkeiten. Dennoch schürte die hohe Wahlbeteiligung Hoffnungen auf Demokratie. Acht Monate später ist sie verflogen: Friedensgespräche gelten als gescheitert. Für dieses Jahr angekündigte Parlamentswahlen sind auf unbestimmt verschoben. Foto: Bettina Rühl