Die Keuschheit im Bordell ...

■ Katholisches Kabarett verpufft in der SchlapplacHHalde

Bombendrohungen, Auftrittsverbote und bitterböse Anrufe erhält der Kabarettist Werner Koczwara für sein erzfundamentales Katholen-Programm Wenn die Keuschheit im Bordell verpufft ...? im wilden Süden, wohlgemerkt, nicht in norddeutschen Gefilden. Hier drohen den Spielstätten seines Programms auch keine Subventionskürzungen. Allenfalls straft ihn das Publikum mit gemeiner Nichtachtung.

„Ich weiß gar nicht, ob ich auftreten soll. Vor so wenig Publikum hab' ich noch nie gespielt.“ So begrüßte der Meister die Gäste: ein Viertel Journaille, ein Viertel Süddeutsche, ein Viertel VeranstalterInnen plus Anhang und ein paar Verirrte, die am Donnerstag abend in die SchlapplacHHalde hereingetröpfelt kamen. Nachdem sich Koczwara versichert hatte, daß das Pubklikum dennoch willig war und seine allerletzte, rhetorische Frage: „Seid ihr gut drauf, 's wird auch lustig“ mit allgemeinem Nicken belohnt wurde, startete er durch.

Aber aller Anfang ist schwer, besonders im Kabarett bei noch nicht aufgewärmten und verschüchtertem Publikum. Der als fulminanter Einstieg geplante kleine Exorzismus inklusive Ersäufung „zweier Jungfrauen“ fiel nicht nur mangels Wasser in selbiges.

Doch dann schlug er sich wacker. Der im originalkatholischen, frischgebügelten, blütenweißen Priestergewand auftretende Stuttgarter sang, tanzte, zeigte Bein und rote Socken, ließ die Mikroschnur als Peitsche knallen und derbe Sprüche fallen.

Des alten Kabaretthasen Feind: der Erzkatholizismus. In der Tat ist die, mit allerlei Klemmschwuchteln a la Kardinal Groer ausgestattete katholische Kirche ein dankbares Opfer. Aber als anderthalbstündiges Programm mit Allerweltskalauern für nordlichterliche Geschmäcker allzuleicht verdaulich. Dabei thematisierte er allerlei heiliges Gedöns der Klerikalen: Wunderglauben samt unbefleckter Empfägnis, Zölibat, Abtreibungsverbot und so.

Seine Tips gegen den KirchengängerInnenschwund: „Die Schau-doch-mal-rein-Predigt“ oder die „Schnupperbeichte“. Kracher waren das nicht. Genausowenig wie die Taufe des neuen Nato-Kampfpanzers auf den Namen Woytila oder die „200 Rezepte der Neger“ zur Zubereitung von christlichen Missionaren. Amüsante Witzchen eben und manch „oxfordschwäbisch“ vorgetragenes, hausbackenes Geschichtle kitzelten den protestantischen Sauertöpfling kaum. Denn: „Wer dreht den Gashahn auf oder steckt sich in Braaand? Der Protestahaant!“

Markus Götte

Für alle Süddeutschen tritt Koczwara heute abend noch einmal in der SchlapplacHHalde, Rentzelstraße 17 um 20.30 Uhr auf.