Wo ist Vegesack?

■ Die Bahn hat große Probleme mit dem Nahverkehr / Verbindungen fehlen im Fahrplan und werden teurer

Sie wollen von Bremen nach Praha-Holesovice? Zum Beispiel um 10.19 Uhr ab Hauptbahnhof? Kein Problem: Das kostenlose praktische Heftchen mit den „Städteverbindungen“ gibt umfassende Auskunft: Umsteigen in Göttingen, Nürnberg, Schwandorf, Ankunft täglich 20.07 Uhr. Sie müssen nach Vegesack, Nordenham oder Twistringen? Pech gehabt: In den neuen „Städteverbindungen“ finden sich die Strecken nicht mehr. Am besten gehen Sie einfach zum Bahnhof und warten auf den nächsten Zug, die telefonische Auskunft erreichen Sie sowieso nicht.

„Die Auswahl der Verbindungen orientiert sich an der Größe der Städte und an der Menge der verkauften Fahrkarten“, weiß die für Bremen zuständige Pressereferentin bei der Bahn in Hannover. Die Redaktion der kleinen Heftchen findet in der Frankfurter Bahn-Zentrale statt, mit der Entfernung zum tatsächlichen Geschehen auf den Bremer Bahnhöfen habe die merkwürdige Auswahl aber „sicher nichts“ zu tun: „Die Bahn AG hat ja auch in Bremen eine Niederlassung.“

Warum dann Vegesack rausgeflogen und Praha-Holesovice reingekommen ist in das praktische Heftchen? – „Das hat eigentlich keinen besonderen Grund“ meint die Bahn-Sprecherin. Und dann fällt ihr doch noch einer ein: „Wir wollen mit manchen Verbindungen auch zeigen, wie gut man auch entfernte Ziele mit der Bahn erreichen kann.“ Also ein erhellend schlechtes Beispiel für den Sieg des Marketing über den Service? – „Nein, nein, es gibt doch für die meisten Nahverbindungen kostenlose Info-Zettel.“

Doch nicht nur beim Erstellen der Bremer „Städteverbindungen“ hat die Bahn ein Problem mit dem Nahverkehr. Gerade erst mußte sie sich in Niedersachsen gegen den Vorwurf verteidigen, Bahnstrecken am Gesetz vorbei einfach zu demontieren. Zwischen Brake und Großenmeer, Northeim und Bodenfelde, Hann.Münden und Dransfeld waren Schienen und Schwellen abtransportiert worden, ohne zuvor das gesetzlich vorgeschriebene Planfeststellungsverfahren durchzuführen. „In gewissen Fällen“ könne darauf verzichtet werden, konterte die Bahn, schließlich seien die betroffenen Strecken zuvor privaten Investoren und den anliegenden Gemeinden zum Kauf angeboten worden.

Und dann muß die Bahn seit gestern auch noch zwischen Bremen und Oldenburg einen höheren Fahrpreis verlangen – jedenfalls für „Bahncard“-BesitzerInnen. Die Halbpreis-Karten gelten nämlich mit dem Beitritt Oldenburgs zur VBN auf dieser Strecke nicht mehr. Ase