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: Sat.1 schmeißt Chefredakteur raus

Der Mann, der noch vor acht Monaten „Reporter in the field“ aussenden wollte, ist nun selbst in die Wüste geschickt worden. Mit sofortiger Wirkung entließ Sat.1 Chefredakteur Jörg van Hooven. Grund sind „deutliche Differenzen“ in der Zusammenarbeit, wie es beim Sender euphemistisch heißt.

Handfester ist da ein Blick auf die Quoten. Denn die von Uli Meyer moderierte Nachrichtensendung „18:30“ rangiert auch ein halbes Jahr nach Sendestart hinter „Tageschau“, „heute“ und „RTL- aktuell“.

Van Hooven, der vor seinem Wechsel zu Sat.1 vier Jahre lang Chefredakteur bei Pro7 war, hatte die Sat.1-News mächtig auf US- Fernsehen getrimmt: In einem obskuren Videohintergrund wuseln amerikanische Journalisten in einer mehrstöckigen Redaktion herum, davor verliest Uli Meyer eher Menschelndes anstelle zwingender Informationen.

Den Ausschlag für die Demission gaben wahrscheinlich erhebliche Differenzen zwischen van Hooven und dem alerten Moderator, der auch „Akte 96“ präsentiert. „Ohne van Hooven lief es meistens besser“, resümiert eine Mitarbeiterin im Dachgeschoß des Berliner Senders n-tv, wo die Nachrichtenredaktion von Sat.1 Ende letzten Jahres ihr Quartier bezog.

Das glaubt auch Programmchef Fred Kogel, der das Prinzip „hire & fire“ zum festen Bestandteil seiner Personalpolitik zu machen scheint. Am 10. Juni entließ er bereits Serienchef Thomas Teubner, wenige Wochen zuvor durfte sich Berater Peter Gerlach einen neuen Job zu suchen.

Bis ein Nachfolger für van Hooven gefunden ist, übernimmt die Nachrichtenchefin Bettina Warken die Regie. In Frage kommt Jörg Howe, der zukünftige Chefredakteur von „Bild-TV“, das Sat.1 bald als Konkurrenz zu dem RTL- Boulevardmagazin „explosiv“ starten will. Howe war bereits schon einmal Nachrichtenchef bei Sat.1 und ist derzeit Programmchef beim MDR.Oliver Gehrs