Nachgefragt
: „Keine Vorentscheidung“

■ Interview mit Helmut Pflugradt (CDU)

Ein Verbrauchermarkt auf dem Lürssen-Gelände? Diese Frage sorgte in den letzten Monaten nicht nur bei den Vegesackern für Aufregung. Jetzt war die Sanierung der Werft-Brache Thema in den Wirtschaftsförderausschüssen. Dazu befragten wir Helmut Pflugradt. Er ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU und wohnt in Vegesack.

taz: Wirtschaftssenator Hartmut Perschau wollte die Wirtschaftsförderungs-Ausschüsse dazu bewegen, einem großen Einkaufszentrum auf dem ehemaligen Lürssen-Gelände zuzustimmen. Das wollten Sie nicht mitmachen. Warum nicht?

Helmut Pflugradt: In dem eigentlichen Beschlußvorschlag ist nicht von einem Einkaufszentrum die Rede. Richtig ist, daß in der ursprünglichen Vorlage ein Rahmenplan enthalten war. Daraus hätte man schließen können, daß sich die Wirtschaftsförderungs-Ausschüsse diesen Plan zu eigen machen. So weit ist der Diskussionsstand aber noch gar nicht. Deshalb hat Hartmut Perschau eine neue Vorlage ohne diesen Rahmenplan vorgelegt.

Die Seite ist herausgetrennt worden?

Es gab eine neue Vorlage, in der der Rahmenplan nicht mehr enthalten war, um keinen falschen Eindruck zu erwecken.

Die Rede ist auch von einer Entschädigung der Vegesacker Kaufleute in Form neuer Sanierungsmaßnahmen in der Vegesacker Innenstadt.

Der Senat hat aus dem ISP 80 Millionen Mark im Zusammenhang mit dem Lürssen-Gelände bereitgestellt. Über die Verteilung dieses Geldes gibt es aber überhaupt noch keine Entscheidung. Beschlossen wurden jetzt lediglich 11,5 Millionen Mark für Erschließungskosten. Und einvernehmlich ist auch die neue Brücke über den Vegesacker Hafen beschlossen worden.

Für die CDU-Fraktion habe ich einen Antrag eingebracht, der genauso wie die Vorlage einstimmig beschlossen worden ist. Darin wird gefordert, daß bis zum Herbst ein Konzept vorgelegt wird, wie bei der Realisierung des Rahmenplans für das Lürssengelände auch das Vegesacker Zentrum gestärkt werden kann.

Haben Sie auch schon eine Summe dafür im Kopf?

Nein.

Nun ist das Vegesacker Zentrum ja gerade erst vor zehn Jahren für 100 Millionen Mark saniert worden. Ist das jetzt schon wieder nötig?

Man hat festgestellt, daß man damals das Sanierungsgebiet zu kleinräumig gefaßt hat. Es sollten damals 1000 zusätzliche Arbeitsplätze im Einzelhandel geschaffen werden. Das ist bei weitem nicht erreicht worden. Tatsächlich hat es kaum nennenswerte Arbeitsplatzeffekte gegeben.

Auch wenn die Wirtschaftsförderungs-Ausschüsse noch keine Vorentscheidung über die künftige Struktur des Lürssen-Geländes gefaßt haben – was ist Ihre persönliche Prognose? Wird es ein Gewerbegebiet oder ein Einkaufszentrum werden?

Das ist ein Diskussionsprozeß, dem will ich nicht vorgreifen. Die Entscheidungen fallen erst im Herbst, wenn das Konzept vorliegt, das wir gefordert haben.

Fragen: Dirk Asendorpf