Der Mann als Auslaufmodell

■ Jahrestagung des Förderprogramms Frauenforschung: "Quotierung des Rechnungshofs" wird gefordert und "militanter Optimismus" propagiert

„Das patriarchalische Modell der Moderne ist nicht zukunftsfähig“, trug die Marburger Ökonomin Ingrid Kurz-Scherf gestern unter fröhlichem Klatschen der Teilnehmerinnen auf der Jahrestagung des Förderprogramms Frauenforschung im „Haus der Kirche“ vor. Wenn ihre Analyse stimmt, dann müßte eigentlich auch der Berliner Rechnungshof als Bastion des Antifeminismus bald geschleift worden sein. Der hatte nämlich vor kurzem dem Parlament mit markerschütternd inkompetenten Argumenten nahegelegt, das Frauenförderprogramm ganz zu streichen (die taz berichtete). Doch jetzt beginnen die Frauen zurückzulachen. Allen voran die für das Programm politisch verantwortliche Arbeits- und Frauensenatorin Christine Bergmann (SPD): So manche Aussage der Rechnungsprüfer sei geradezu „köstlich“. Sie würde ja gern darauf verzichten zu sagen, so Bergmann, daß die Wissenschaft eine der am härtesten verteidigten Männerbastionen sei. Aber nach wie vor seien nur vier Prozent der C4-Professuren von Frauen besetzt. Deswegen sei das Förderprogramm „kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“. Bergmann schlug vor, auch die Weiterbildung des Rechnungshofpräsidenten zu fördern und ihm die neue Berliner Verfassung zu überreichen. Die schreibe die Frauenförderung explizit vor.

Elke Herer von der PDS-Fraktion hatte einen anderen Vorschlag parat: „Der Rechnungshof muß quotiert werden.“ Anna Damnat, Bundesvizevorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, rief zu Protestschreiben an die Abgeordneten auf. Die überparteiliche Fraueninitiative „Berlin – Stadt der Frauen“ beteiligte sich indirekt an der Debatte, indem sie einen von PDS-, Grünen-, SPD- und FDP- Frauen unterschriebenen geharnischten Protest losließ.

Aber erst Ingrid Kurz-Scherfs Vortrag ließ die Hoffnung aufkeimen, daß trotz Sozialstaatskrise die Zeit vielleicht doch für die Frauen arbeiten könne. Die Darstellung „es wird immer schlimmer für die Frauen“ sei falsch. Im Westen sei die Frauenerwerbslosigkeit eher unterdurchschnittlich und ihre Überdurchschnittlichkeit im Osten sei rückläufig. Ihre „Erwerbsneigung“ sei den Frauen einfach nicht mehr auszutreiben, so die Ökonomin. „Der Mann“ mit seiner bisherigen Lebensführung werde zunehmend zum Anachronismus, da er auf die dringendsten Probleme – Zukunft der Arbeit, Grenzen des Wachstums – keine Antworten mehr habe. Kurz- Scherf bekannte sich zum „militanten Optimismus“: „Auch wenn es nicht danach aussieht – vielleicht erleben wir derzeit die Agonie des Patriarchats.“ Ute Scheub