Die eigentlich mondlose Nacht

■ Frankie Starlight sieht mehr Sterne als der Zuschauer

Astronomisch und autobiographisch zugleich soll die Geschichte von Frankie Starlight sein, eine Parabel vom Kleinwuchs des Lebens angesichts der Größe von Schicksal und Universum wohl: Bernadette (Anne Parillaud) wird 1945 als blinder Passagier auf einem amerikanischen Truppentransporter entdeckt und muß in Irland von Bord. Als bleibendes Souvenir hat sie Frank, ihren Sohn, der nun in Irland aufwächst. Frankie, der zwar älter, aber irgendwann nicht mehr größer wird und den Liebesreigen seiner Mutter aus immergleicher Perspektive verfolgt. Als Erwachsener macht Frankie aus seiner Kindheit dann ein erfolgreiches Buch.

Ausgehend vom Leben des erwachsenen Frank Bois erzählt Regisseur Michael Lindsay-Hogg Frankies Kindheit in unzähligen Rückblenden zwischen den einzelnen Schritten zum unaufhaltsamen Ruhm des Kleinwüchsigen: Besuch beim Verleger, Vertragsabschluß, Fotosession, Signierstunde, Berühmtheit. So vorhersehbar die Weiterentwicklung des in der Gegenwart spielenden Handlungsfadens ist, so oberflächlich bleibt leider die Schilderung der Vergangenheit: Was durchaus das Zeug zu poetischer Dichte hätte, wird hier zur Reihung konventioneller Kleinporträts. Weder die Erfahrung des Andersseins wird wirklich spürbar, noch das ohnmächtige Liebesleid der Mutter. Eine ganze Welt vielschichtiger Existenzen war da zur Verfügung, doch Lindsay-Hogg bleibt an der Oberfläche.

Konsequent verfolgt der Regisseur seine Linie glatter Fläche auch in der Besetzung. Anne Parillaud als Bernadette macht zwar dauernd einen unerträglichen Schmollmund, aber irgendein Leiden wird kaum spürbar. Und Matt Dillon als GI vom Schiff, der vielleicht Franks Vater sein könnte und Mutter und Sohn nach Amerika importieren will, ist fast eine (gutaussehende) Karikatur seiner selbst und seiner Standardrolle angelegt. Natürlich trinkt er Bier und macht den Fernseher an, sobald er in Amiland zu Hause ist, und ähnlich platt laufen hier jede Menge Symbole. Einzig Gabriel Byrne als stiller, anderweitig verheirateter Liebhaber der Mutter, und Alan Pentony, der Frank als Kind spielt, haben Format, Präsenz, transportieren eine stille Art Traurigkeit. Und der Sternenhimmel? Der ist eh nur Staffage. Thomas Plaichinger Abaton