Schönefeld ist das kleinere Übel

■ TU-Studie unterstützt die Wahl von Schönefeld als Großflughafen als die "umweltverträglichste Variante". Beim Lärm liegen Sperenberg und Schönefeld fast gleich, sonst hat Schönefeld die Nase vorn

Die Entscheidung für Schönefeld als Standort des Berliner Großflughafens ist aus ökologischer Sicht das geringste Übel. Im Vergleich mit einem Neubau in Sperenberg oder der Beibehaltung der jetzigen drei Flughäfen Schönefeld, Tempelhof und Tegel ist der Ausbau von Schönefeld mit einer zweiten Start- und Landebahn und bis zu einer Kapazität von 30 Millionen Passagieren im Jahr die „umweltverträglichste Variante“. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) der TU. Wichtig ist demnach die Konzentration des Flugverkehrs auf einen Flughafen: „Die Weiternutzung eines innerstädtischen Flughafens als ,Regierungsflughafen‘ wird abgelehnt“, heißt es als Ergebnis der Studie. Und: „Die UVS lehnt die Varianten mit Sperenberg grundsätzlich ab.“

Erstellt wurde die Studie in einjähriger Arbeit von einer achtköpfigen Gruppe Studierender am Institut für Landschaftsentwicklung der TU. Für Ingenieur und Projektbetreuer Dietwald Gruehn widerspricht die 400seitige UVS dem Ergebnis des brandenburgischen Raumordnungsverfahrens, das Schönefeld wegen der Lärmbelastung der Anwohner als Standort ausschloß und für Sperenberg oder Jüterbog plädierte: „Unserer Meinung nach ist das Lärmproblem damit zum ausschlaggebenden und damit überbewerteten Kriterium geworden.“

Die TU-Studie listet dagegen 15 Punkte auf, für die ein Vergleich der Flughafen-Varianten durchgespielt wurde. Das Ergebnis: Allein bei der Lärmbelästigung der Anwohner liegt Sperenberg besser als Schönefeld – doch der „Unterschied ist nicht so gravierend, wie es immer dargestellt wird“. Bei fast allen anderen Parametern (unter anderem Wert als Ruhezone, Erschütterung, Biotopschutz, Bodenversiegelung, Grundwasserschutz, Lärmschutzfunktion, Luftregeneration oder klimatische Funktion) schneidet ein Neubau in Sperenberg wesentlich schlechter ab als ein Ausbau von Schönefeld.

Die größte Umweltentlastung entsteht laut Studie durch die Konzentration des Flugverkehrs auf einen Standort und die Aufgabe von Tegel und Tempelhof. Auf diesen Geländen sollten neben einer partiellen Bebauung vor allem Grünanlagen entstehen, raten die Gutachter. Den Bestrebungen der CDU, Tegel offenzuhalten, erteilt das Gutachten indirekt ebenso eine Abfuhr wie der Hoffnung des brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, Sperenberg doch noch als Standort im Gespräch zu halten: „Die mit Abstand umweltunverträglichste Variante wäre Sperenberg unter Beibehaltung des Regierungsflughafens Tegel.“ Bernhard Pötter