Mißbrauch gedeckt

■ Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Botschafter Siemes in Bangkok

Bonn (taz) – Gegen den deutschen Botschafter in Bangkok haben drei SPD-Bundestagsabgeordnete Dienstaufsichtsbeschwerde beim Auswärtigen Amt (AA) erhoben. Die Politikerinnen werfen dem Diplomaten Dieter Siemes vor, er habe durch Unterlassung dazu beigetragen, daß ein deutscher Staatsbürger mehrere thailändische Kinder, darunter zehnjährige Mädchen und Jungen, für Pornographie und Prostitution mißbrauchen konnte.

Anlaß für den Vorstoß der drei Abgeordneten Herta Däubler- Gmelin, Dorle Marx und Ulla Schmidt ist die Affäre um den wegen sexuellen Mißbrauchs von Kindern und Handels mit Kinderpornographie verdächtigen deutschen Staatsbürger Norbert Voigt. Der Mann war Mitte Januar in Pattaya von der thailändischen Polizei verhaftet worden.

Dem deutschen Botschafter werfen die Politikerinnen nun vor, er sei durch einen ZDF-Journalisten darüber informiert gewesen, daß sich Voigt in Thailand aufhielt. Die Botschaft habe auch vom Verdacht der deutschen Justizbehörden gewußt, wonach Voigt eine Schlüsselrolle beim sexuellen Mißbrauch thailändischer Kinder und beim Handel mit Kinderpornos gespielt haben soll.

Der Diplomat sei aber nicht eingeschritten, obwohl der ZDF- Journalist Beamte des Bundeskriminalamtes in der Botschaft aufgefordert hatte, ihm bei der Überführung Voigts zu helfen.

Da das Strafgesetzbuch auch Kinder im Ausland vor sexuellem Mißbrauch durch Deutsche bewahren wolle, wäre es nach Ansicht der SPD-Frauen die Pflicht des Botschafters gewesen, die thailändischen Kinder vor sexueller Gewalt zu schützen. Der Botschafter habe aber nicht gehandelt, sondern lediglich beim AA angefragt, wie er sich verhalten solle.

Nach Berichten über deutsche Kinderschänder im Ausland hatte die Abgeordnete Ulla Schmidt kürzlich kritisiert, es gebe im diplomatischen Dienst noch immer ein „überkommenes Frauenbild“ und „männerbündlerisches Verhalten“. Hans Monath