■ Loopback
: Das interaktive Branchen-Plug-in

Vielleicht hätte man Franziska van Almsick den Unterschied zwischen Schwimmen und Surfen noch mal erklären sollen. Was sie beim „Interaktiven CeBIT-Branchentreff“ bei der Verleihung der Preise für die Innovationen des Jahres geboten hat, war eher peinlich. Dank Nina Ruge (Interaktiv!) hat es dann doch noch geklappt, und die versammelten Insider (oder wer sich dafür hielt) waren zufrieden.

Auch zwei CompuServe Online-Preise wurden auf der CeBIT 96 verliehen. Aber statt wirklich Engagement, Ideenreichtum und Kreativität auszuzeichnen, gingen sie an irgendwelche Softwarefirmen. Knapp vorbei ist auch daneben – da hilft keine Schwimmerin (Surferin?), keine Nebelmaschine und auch keine d-Moll- (nicht E-Mail-) Fuge aus dem Midi-Keyboard.

Nach Cyberhelm und Datenhandschuh, Multimedia und Windows 95 in den vergangenen Jahren war diesmal „Internet“, das Zauberwort von Hannover. Kaum ein Messestand ohne Anschluß, auch wenn oft nur ein paar müde Werbeseiten von der Festplatte geschaufelt wurden. Und überall Netscapes Browser, außer bei Microsoft, dort hat man einen neuen „Explorer“ ins Feld geschickt. Aber diesmal wird es Mr. Gates schwer haben – Netscape erfüllt so ziemlich alles, was das Surferherz begehrt.

Nur drängt sich dabei der Gedanke auf, die CeBIT doch gleich komplett ins Web zu verlegen. Das erspart Streß und Geld, und man könnte in Ruhe von einem Stand zum anderen klicken. Um beigefarbene Blechkästen, Tastaturen und Bildschirme zu sehen, muß ich nicht nach Hannover fahren. Auch auf den grellbunten Werbezirkus kann ich verzichten.

Es gibt jedoch einige gute Gründe, die dagegen sprechen. Allein die Insider-Partys sind die Reise wert. Dann die Leute – man erkennt sofort, wer dazugehört. Hoffnungsvolle Karrieristen aus der Computerbranche sehen tatsächlich so aus, wie man sie aus den Fachzeitschriften kennt: Fönfrisur und Fielmann-Brille, C&A- Anzug (Cheap & Awful) und Seidensticker-Hemd. Ständig unter Hochspannung und völlig im Streß – so sehr, daß ihnen entgangen ist, daß die schlabbrigen Bundfaltenhosen schon seit langem völlig out sind. Viele von ihnen sieht man vor den Hallen in ihre Handys brüllen. Ich habe noch nie so viele Ego-Prothesen auf einem Haufen gesehen. Aber man trifft auch nette Leute.

Am Rande ist mir noch aufgefallen, daß neuerdings alle von irgendwelchen „Plug-ins“ reden – ein werbewirksamer Marketing- Begriff, der „Zubehör“ meint, aber meist mit „Firlefanz“ übersetzt werden kann.