Blind am Steuer

■ Einmal im Leben richtig Gas geben

Zehn Bremer Fahrlehrer werden sich heute morgen die Augen verbinden lassen bevor sie in ihre Autos steigen. So wollen sie kennenlernen, wie es denen geht, die anschließend dran sind: 50 Bremer Blinde und Sehbehinderte werden das erste Mal in ihrem Leben hinterm Steuer Platz nehmen und mit bis zu 90 Sachen über die Landebahn auf dem Firmengelände der ASL in Lemwerder brettern. Der Bremer Fahrlehrer-Verband, ASL, VW, Audi und der Blindenverein machen das durch ihre kostenlose Mithilfe heute von zehn bis 12.30 Uhr möglich.

„Zehn nagelneue Automatikwagen“ kündigte Rüdiger Grollmann, erster Vorsitzender des Bremer Fahrlererverbandes für die Blindenfahrten an. „Das ist ja langweilig“, entfuhr es da spontan Karin Bollwinkel, Mitarbeiterin des Bremer Blindenvereins, „Schalten gehört doch zum Autofahren dazu“. Doch ob mit oder ohne Knüppel und Kupplung, Edna Bäkefeld, die Vereinsvorsitzende, ist schon voller Vorfreude: „Ich bin wahnsinnig gespannt, wie es sein wird, Gas zu geben.“ Den Blinden gehe es einfach darum, „einmal das zu tun, was Millionen andere Menschen Tag für Tag machen“.

Während es den Blinden am Samstag um Spaß mit Gas geht, hat Fahrlehrer Rüdiger Grollmann ein pädagogisches Argument für die Veranstaltung: „Wenn die Blinden kennenlernen, wie ein Auto beim Bremsen oder Steuern reagiert, kommen sie im Straßenverkehr vielleicht besser zurecht.“ Vor allem wegen dieser „sozialen Kompomente“ würden sich die Fahrlerer heute kostenlos als Kopiloten neben die Blinden setzen. Ase