Eine einmalige Karriere

■ Der TV-Produzent Martin Jente, besser bekannt als Kulis "Butler Martin", ist tot

Nur wenige wußten, wer Martin Erich Bernhard Jente von Lossow war. Aber fast alle kannten Kulis Butler „Martin“, der dem Moderator zwischen 1953 und 1969 am Ende jeder EWG-Folge Hut, Mantel und ein paar bissige Worte überreichte. Martin Jente, wie er sich selbst nannte, starb Mittwoch abend 87jährig in Wiesbaden.

Heute wäre Jentes TV-Karriere wohl undenkbar. Seine im Verhältnis zu den kurzen Auftritten übergroße Popularität ist nur aus einer Zeit zu verstehen, in der es erst gar keine, dann nur die Konkurrenz des „Zweiten Deutschen Fernsehens“ gab. Über die Wortwechsel am Ende der Sendung lachten seinerzeit bis zu 20 Millionen Deutsche, die nicht ahnen konnten, was Harald Schmidt einmal auf dem Bildschirm treiben würde.

Sehr deutlich zeigen die Schlußdialoge zwischen Showmaster Kuli und Butler Martin, wie sehr das Fernsehen in den Sechzigern noch an Hierarchien glaubte – und wie sehr es sich daran freuen konnte, diese einmal zu unterlaufen. Dabei ist es nicht leicht, die verschiedenen Ebenen zu unterscheiden: Zuvörderst war Kuli auf dem Bildschirm der „Herr im Ring“, Jente sein Diener. Als solcher erdreistete er sich jedoch, subversive Kommentare zu Kulis Tagewerk abzugeben, und wurde dafür vom Publikum geliebt. Denn Kuhlenkampff, bekannt für seine Lust am Improvisieren, spielte in seinen Moderationen immer ein bißchen zu sehr für die Galerie, er galt stets als ein wenig arrogant und überheblich. Butler Jente zahlte ihm da offenkundig etwas heim, was Kuli zuvor selbst ausgeteilt hatte.

In Wirklichkeit war Martin Jente aber selbst der „Herr im Ring“. Er war der Produzent der Show, die seinen Master Kuli berühmt machte, sein Auftritt als Butler war lediglich ein launiges Surplus. Weil sich Kuhlenkampff „immer mit ,Auf Wiedersehen in vier Wochen!‘ verabschieden wollte“, ersann Jente die Rolle des Butlers. Über viele Jahre und auch in anderen Shows („Guten Abend, Nachbarn!“) traten die beiden als Pat und Patachon auf. 1969 mußte Jente seinen Cut an den Nagel hängen. Er bekam TV-Auftrittsverbot, weil er (gegen Bezahlung!) für eine Margarine TV-Werbung gemacht hatte. klab