Sat.1 bleibt Erstgeborener

■ Die Erstrechte für die Übertragung der Fußballbundesliga bleiben bis zum Jahr 2000 bei Sat.1. Und premiere darf ab sofort ein zweites Livespiel übertragen

Gut geht's dem Kirch-Springer- Sender ja gerade nicht. Die kleinen Miteigentümer, über 100 Zeitungsverleger, quengeln, weil nach zwölf Jahren immer noch Verluste gemacht werden; die Großeinkäufe von Harald Schmidt bis Thomas Gottschalk haben noch einmal Unsummen gekostet; und dann schob auch noch die Programmreform vom Dezember mit ihren „Nullzeiten“ den ganzen Sender ins Quotenloch, er hat jetzt zeitweise weniger Zuschauer als die aufstrebenden dritten Programme der ARD. Mitten in dieser hausgemachten Rezession kam am Samstag die Entscheidung des DFB, dem Arggebeutelten wenigstens die Bundesligarechte zu lassen.

Nach längerem Zögern entschied nämlich der DFB-Ligaausschuß einstimmig, den bisherigen Vertrag mit der Springer-Kirch- Agentur ISPR für die Zeit von 1997 bis Mitte 2000 zu verlängern. Eigentlich waren die Fußballoberen mit der konzernintern harmonisierten Jubelberichterstattung von Sat.1 und Bild und den Rekordzuschauerzahlen in den Stadien so zufrieden gewesen, daß kaum jemand damit rechnete, die biedere ARD-Sportschau könnte ihnen noch als Konkurrent dazwischenkommen.

Doch dann taten sich ARD und ZDF überraschend mit RTL, ihrem großen Vorbild im Unterhaltungsbereich, zusammen, man gab eine gemeinsame Offerte für die Bundesliga-Erstrechte ab. Die lag nicht nur, wie alsbald zu hören war, weit über dem Sat.1-Angebot von angeblich 420 Millionen Mark für die drei Spielzeiten. Die ARD führte den DFB-Funktionären auch das Mustervideo einer aufgepeppten „Sportschau“ vor, die um 18 Uhr beginnen sollte – ganz wie bei „ran“ mit erlesenem Studiopublikum.

Die neue Konkurrenz verzögerte zwar noch einmal die Entscheidung, belebte aber das Geschäft, zugunsten des DFB. Offensichtlich gingen die Preise noch einmal kräftig in die Höhe. Hieß es noch im Dezember, die ARD liege mit 460 Millionen Mark rund 40 Millionen über Sat.1, gab WDR- Intendant Fritz Pleitgen jetzt bekannt, man habe am Schluß auf 550 Millionen Mark erhöht. Und offenbar hat Sat.1 auch noch mal kräftig nachgelegt und eine ähnliche Summe geboten. Das deutete jedenfalls der Vorsitzende des DFB-Ligaausschusses, Gerhard Meyer-Vorfelder, in seiner Presseerklärung an: Es habe „vergleichbare wirtschaftliche Grunddaten zwischen den Anbietern“ gegeben. Damit kosten also die Rechte künftig rund 180 Millionen Mark pro Saison, während Sat.1 bislang 140 Millionen gezahlt hatte (700 Millionen Mark für fünf Jahre).

Man habe also, so Meyer-Vorfelder, keine Veranlassung gehabt, den Partner zu wechseln. Außerdem wären, so seine antimonopolistische Begründung, ARD und ZDF andernfalls in den Besitz sämtlicher Fußballrechte – den DFB-Pokal und die Länderspiele haben sie schon – gekommen.

Im Pay-TV, dessen Rechte getrennt vergeben werden, kann der DFB schon ab sofort erheblich mehr von der Bertelsmann-Tochter Ufa kassieren (bisher 50 Millionen Mark pro Jahr). Dafür darf premiere schon in der Bundesligarückrunde zwei Spiele (statt einem) live übertragen. Und da nach Umfragen ein Drittel der eine Million premiere-Kunden das Programm nur wegen des Fußballspiels abonniert hat, verspricht sich der Sender davon einen weiteren Aufschwung. Die Rechte hat er vorerst allerdings nur bis 1998, dann dürfte die Konkurrenz der digitalen Pay-Kanäle so weit gediehen sein, daß der DFB weiter an der Preisschraube drehen kann. Michael Rediske