■ Bonn apart
: Eloge auf ein Ärgernis

Der Bundestagsabgeordnete Armin Laschet zeigte sich begeistert. Nach seiner Rückkehr von einem Haiti-Besuch pries der CDU-Politiker in einem Dankesbrief den deutschen Botschafter in Port-au-Prince in höchsten Tönen. Kleiner Schönheitsfehler: Außenminister Kinkel hat den gelobten Diplomaten Günther Dahlhoff diese Woche von seinem Posten abberufen. Grund sind Äußerungen, die Dahlhoff vor Laschet und drei weiteren Abgeordneten von sich gegeben hatte.

Bevor diese aber in dieser Woche öffentlich bekannt wurden, war Delegationsleiter Laschet noch sehr zufrieden: „Ihre persönliche Betreuung und die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben, hat es darüber hinaus ermöglicht, viele Hintergründe über das Land zu erfahren, die weder in der deutschen Öffentlichkeit noch im Parlament in dieser Weise bekannt sind“, schrieb er dem Diplomaten Dahlhoff. Tatsächlich dürfte die Parlamentarier überrascht haben, was Landeskenner Dahlhoff als Grund für die Überbevölkerung seiner Gastinsel anführte: Grund sei der Umstand, „daß die haitianische Frau immer will, und der haitianische Mann immer kann“.

Der empörte PDS-Abgeordnete Winfried Wolf bemühte sich nach seiner Rückkehr, diese seltsamen „Hintergründe“ auch der Öffentlichkeit bekannt zu machen: Er schickte Berichte über den „Herrenmenschen im Armenhaus“ an verschiedene Zeitungsredaktionen. Den „Wir“-Ton des Laschet-Briefs empfindet Wolf denn auch als Anmaßung.

Dabei hatte nicht nur die Dahlhoff-Bemerkung über eine Rede des Staatspräsidenten Jean-Bertrand Aristide („Der redet ja wie Goebbels“) einige Gäste irritiert. Auch die mit deutscher Gastfreundschaft gekoppelte Problemferne des saloppen Botschafters ist unvergessen. In seiner Dienstvilla ließ er den Besuchern deutsches Schwarzbrot, Katenschinken und „Diebels Alt“ in Dosen servieren. Angesichts brennender Autoreifen, drückender Armut und UN-Posten empfand der CDU-Abgeordnete Andreas Krautscheid solche Bewirtung als „eher grotesk“.

Im Dankschreiben findet sich von all dem freilich nichts. Im Gegenteil: Delegationsleiter Armin Laschet muß sich mit der Abberufung seines Gastgebers durch das Auswärtige Amt nachträglich brüskiert fühlen. „Wir wünschen Ihnen“, hatte er dem Botschafter geschrieben, „persönliches Wohlergehen und viel Erfolg bei Ihrer schwierigen Tätigkeit in einer der Krisenregionen unserer Erde.“ Hans Monath