„Die 2. Liga ist das Minimum für mich“

■ Tischtennis in Hamburg und das Nachwuchstalent Florian Ihde Von Martin Sonnleitner

Beim Fußball habe er sich immer über die anderen geärgert, begründet Florian Ihde seine frühe Entscheidung für die Einzelsportart Tischtennis. Das 17jährige Nachwuchstalent begann bereits als Siebenjähriger, im Verein zu spielen. Nach einer steilen Jugendkarriere wurde er nicht zu Unrecht als Mitfavorit bei den diesjährigen Hamburger Meisterschaften am Wochenende in der Sporthalle Tegelsbarg gehandelt.

Es sind schon zwei Welten, der Jugendlichen jenseits der Platte und der Routinier beim Spiel mit dem Zelluloidbällchen. Mühelos gewann Florian Ihde die ersten drei Runden (in den Einzelveranstaltungen werden drei Gewinnsätze gespielt). Der "Youngster" gehört der Regionalligamannschaft des HSV an.

Dies ist die dritthöchste Spielklasse und somit die höchste, in der ein Hamburger Team spielt. "Die Zweite Liga ist das Minimum", schildert Florian selbstbewußt seine Zukunftsabsichten. Die Leistungen geben ihm Recht.

So gewann er am Wochenende auch das Viertelfinale, obwohl er mit Nervosität zu kämpfen hatte. Doch Florian Ihde konnte sich nach zwei verlorenen Sätzen noch mühevoll gegen seinen Vereinskameraden Lars Opitz durchsetzen.

„Das war knapp“, verkündete Florian nach dem Match. Im Halbfinale setzte er sich dann gegen Axel Kaiser, ebenfalls vom HSV, durch. Hamburger Meister wurde Ihde jedoch nicht. Im Finale unterlag er dem routinierten Favoriten Uwe Christlieb vom Niendorfer TSV, der bereits in der Zweiten Liga Erfahrungen gesammelt hat, in drei Sätzen: 17:21, 16:21 und 20:22.

Von Enttäuschung konnte dennoch keine Rede sein, zu groß war seine Erschöpfung, denn der 17jährige wurde mit seinem Partner Mathias Geisler ganz nebenbei auch noch Zweiter im Doppel. Bei den Damen dominierte die erst dreizehnjährige Janina Görlich die Konkurrenz und gewann den Hamburger Meistertitel.

Der Schüler Florian Ihde war bereits mit sieben Jahren Jugendvereinsmeister in Trittau, wechselte dann mit acht in das benachbarte Glinde, wo er vom Hamburger Tisch-Tennis-Verband gesichtet wurde. Im Alter von neun gehörte Florian bereits zum Kader der besten Jugendlichen in der Hansestadt und gewann fortan zahlreiche Schüler- und Jugendmeistertitel. In den Schülerklassen wurde "Flo", wie ihn seine Teamkollegen nennen, bei den Norddeutschen Meisterschaften dreimal Dritter. Bei den Deutschen Schülermeisterschaften erreichte 1993 das Viertelfinale. Mittlerweile ist der bald Volljährige Ranglistendritter in Hamburg und war bei den Meisterschaften an Nummer zwei hinter Uwe Christlieb gesetzt.

Doch es ist nicht alles Gold, was in der Hamburger Tischtenniswelt glänzt. Gelder und Sponsoren fehlen, um das Niveau zu steigern. Nach der Auflösung des Zweitligateams RC Protesia wegen finanzieller Schwierigkeiten verließen viele Spitzenspieler die Hansestadt, eine qualitative Lücke blieb zurück.

Titelverteidiger Karsten Wildhöft wohnt zwar noch in der Hansestadt, nahm jedoch dieses Jahr an den Meisterschaften gar nicht erst teil, da er für Aachen in der Zweiten Liga spielt. "Solche Spieler müssen gehalten werden", unterstreicht Verbandschef Claus-Joachim Dickow die Problematik. "Es gibt auch Spieler in Hamburger Vereinen, die höher spielen könnten."

Daß diese nicht auch gehen, soll durch einen Plan des HSV verhindert werden. Der Verein will eine Trainingsgemeinschaft der besten Hamburger Spieler gründen, um in die Zweite Liga aufzusteigen. Am kostspieligsten sind hierbei neben den Reisekosten die Spieler und Trainergehälter. Deshalb wollen die Vereine mehr Eigeninitiative zeigen und auf Kleinsponsoren zugehen.

Dann sei eine langfristige Förderung möglich, und Talente wie Florian Ihde blieben Hamburg vielleicht erhalten. Denn der will nicht fünf Jahre warten, um endlich zweit- oder gar erstklassig spielen zu dürfen.