Braune Umtriebe

■ Deutsche Burschenschaft spaltet sich

Hannover Der Verdacht brauner Umtriebe lastet seit langem auf den Burschenschaften an deutschen Universitäten. Das schwerste Geschütz gegen die schlagenden Verbindungen fuhr im vergangenen Jahr das Informationszentrum für Rassismusforschung in Marburg auf. „Immer mehr Burschenschafter vertreten ganz offen rassistisches und neofaschistisches Gedankengut und fordern die Wiederherstellung des Großdeutschen Reichs von Königsberg bis Südtirol“, hieß es. Der Streit um mögliche rechtsextreme Tendenzen hat nun zu einer Abspaltung von dem seit fast 100 Jahren bestehenden Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) geführt.

In Hannover gründeten „Teile des liberalen Flügels“ die Neue Deutsche Burschenschaft, teilte deren Sprecher Carsten Zehmder mit. Ganz bewußt wollten sich Korporationen von Berlin bis Stuttgart mit insgesamt etwa 2.200 Mitgliedern von den erzkonservativen Verbänden in der DB absetzen.

Im Gegensatz zu den bisherigen Gepflogenheiten bei fechtenden Korporationen will die Neue Deutsche Burschenschaft die Aufnahme von Ausländern und Wehrdienstverweigerern tolerieren. Zentrales politisches Anliegen ist „die zeitgemäße Interpretation des Vaterlandsgedankens“. Die territoriale Einheit Deutschlands sei durch die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten erreicht.

Die DB versteht die Neugründung nicht. Der Dachverband umfaßt nach eigenen Angaben derzeit 18.000 Mitglieder in 120 Korporationen, davon gut 15.000 Nichtaktive, sogenannte „Alte Herren“. DB-Sprecher Götz Heller, Student aus Braunschweig, lehnt liberalere Tendenzen bei der Mitgliederwerbung ab. Der Begriff Vaterland werde bei der DB weiter „unabhängig von staatlichen Grenzen“ verstanden. Werner Herpell, dpa