■ Ausstellung
: Mensch und Elefant

Symbol der Stärke, Gottheit des Buddhismus, Kriegsmaschine, Arbeitsgerät und Jagdbeute des Menschen: Seit Jahrtausenden stehen Mensch und Elefant in teils magischer, teils unheilvoller Verbindung. Faszinierend wird das größte Landtier der Erde für den Historiker spätestens durch Hannibals Feldzug über die Alpen im dritten vorchristlichen Jahrhundert, für Kinder durch Disneys „Dumbo“ oder „Das Dschungelbuch“. Die vielschichtigen Beziehungen zwischen Mensch und Elefant in Afrika, Asien und Europa belegt bis zum 15. März eine Schau im Bremer Übersee-Museum, die im wesentlichen auf Bestände des Münchner Völkerkundemuseum zurückgreift.

Ausstellung und Begleitbuch machen deutlich, daß das „Image“ des Riesentiers als Kulturobjekt Wandlungen unterworfen war. Afrikanische Jäger ritzten in prähistorischen Zeiten das Bild des Rüsselträgers in Felswände und erstarrten dabei keineswegs vor Ehrfurcht – dem im heutigen Libyen dargestellten Elefanten fallen im vollen Lauf drei gewaltige Kotkugeln aus dem Hinterteil.

Auf Münzen aus Karthago, dem Widersacher Roms, und zu Cäsars Zeiten wird der Dickhäuter dagegen zum respekteinflößenden Herrschertier – eine Rolle, die dem Elefanten auch in der Kunst an indischen Maharadscha-Höfen zufiel. Als Gott Ganesha kam dem Tier in diesem Kulturkreis außerdem religiöse Bedeutung zu. Auch als Arbeitstier und Lastenträger wurde der Elefant dargestellt.

Europäer lösten sich erst nach und nach vom Klischee des „erschröcklichen Tiers“ aus dem fernen Afrika und Indien. Beispiele für die wissenschaftliche Auseinandersetzung im frühen 18. Jahrhundert liefert die „Elephantographica Curiosa“ des Erfurter Gelehrten Petri von Hartenfels (1633-1718). Europa mit seiner Gier nach dem wertvollen Elfenbein der Stoßzähne war schließlich für das traurigste Kapitel in der Geschichte der Verbindung Mensch-Elefant verantwortlich: Das hemmungslose Abschlachten der riesigen Tiere, das im Zuge des Kolonialismus begann und trotz des verstärkten Artenschutzes bis in heutige Zeiten andauert.

Mit rund 170 Objekten aus Stein, Bronze, Holz und Elfenbein, dazu mit Schautafeln, Fotos und Texten beschränkt sich die Bremer Schau nicht auf die Darstellung des Kunstobjekts Elefant. Sie versteht sich zugleich als Appell für einen verantwortungsbewußten Umgang mit diesem intelligenten Lebewesen, das dem Menschen nach Meinung des Ethnologen Stefan Eisenhofer „in vieler Hinsicht so verwandt ist wie kaum ein anderes“. Weil sich der Ausstellungsmacher auch für den Tierschutzaspekt verantwortlich fühlte, arbeitete er eng mit Zoologen und der European Elephant Group in München zusammen. „Dadurch erhielt ich aus erster Hand Erfahrungsberichte, wie der Mensch heute mit Elefanten umgehen sollte“, sagte Eisenhofer zur Ausstellungseröffnung in Bremen. Werner Herpell, dpa