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: „Berliner Zeitung“ im Personalkarussell

So oft war der Sturz von Hans Eggert (49), Chefredakteur der Berliner Zeitung, vorhergesagt worden, daß man nicht mehr dran glauben mochte. Doch letzten Freitag war es soweit. Zum Jahresende, wenn Herausgeber Erich Böhme aufhört, muß Eggert den Platz räumen. Offenbar wurde er davon genauso überrascht wie die Redaktion, in der „bedrückte Stimmung“ geherrscht haben soll. War Eggert, der die Wende vom SED- zum Gruner+Jahr-Blatt überstanden hatte, doch für die Ost-Redakteure ein Strohhalm inmitten stürmischer Verwestlichung gewesen. Doch der Verlag will bei seiner Möchtegern-Hauptstadtzeitung den Abwärtstrend stoppen (in einem Jahr ging die Auflage um fast 17.000 auf 233.000 zurück). „Das Blatt muß besser werden“, erläuterte man den Redakteuren und stellte eine neue Führung vor.

Herausgeber wird wieder ein elderly journalist: Dieter Schröder (64), der an der Spitze der Süddeutschen Zeitung abtritt. Mit ihm hat sich G+J-Chef Gerd Schulte-Hillen denjenigen ausgeguckt, der bislang die konservativ-staatstragende Seite der SZ verkörperte. Einer mit gutem Draht zur Bonner Regierung, der, zum Mißvergügen der Redaktionsmehrheit, gern einmal bei Heinz Klaus Mertes' „Zur Sache, Kanzler“ mittat.

Um die Berliner Zeitung nicht nur auf die Ankunft von Helmut Kohl am Spreebogen vorzubereiten, sondern auch vom Provinzimage zu befreien, holt sich Schulte-Hillen dazu einen jungen Macher: Der Österreicher Michael Maier (37) erwarb sich in Wien Respekt, als er die bis dato verstaubt- rechtskatholische Tageszeitung Presse aufmöbelte – erst als Blattdesigner, dann als Chefredakteur. Er setzte ein liberales Signal mit einem freundlichen Peymann-Interview („Wie komm ich denn dazu?“, fragte der), zeigte aber auch Krallen, indem er sich heftig mit dem ORF anlegte. Wichtiger dürfte für G+J sein, daß er die Beilage „Schaufenster“ zur Freude des Verlagsleiters so umkrempelte, daß „bezahlte und redaktionelle Artikel kaum mehr unterscheidbar sind“, wie ein Redakteur klagt.Michael Rediske