Revolutionärer Geldwechsel im Metallcontainer

■ In Kuba haben am Wochenende staatliche Wechselstuben ihre Schalter eröffnet

Havanna (taz) – Seit diesem Wochenende sind im sozialistischen Kuba die ersten Wechselstuben offiziell zugelassen. War noch vor drei Jahren jeglicher Devisenbesitz ein Verbrechen gegen die Revolution, können die KubanerInnen nun erstmals legal ihre Pesos in US-Dollar tauschen – und zwar bei der hundertprozentigen Staatsfirma Cadeca. Wie aus einer fremden Welt steht eine der neuen Wechselstuben auf dem Bauernmarkt an der Calle Tulipan: Zwischen Yuca-Bergen und lebenden Hühnern prangt ein schneeweißer Metall-Container mit Air Condition, in dem ein junger Mann mit Zopf und Ohrring die Devisengeschäfte in den Computer tippt. 25 Pesos gibt es für einen Dollar, etwas weniger als die Schwarzhändler den Passanten vor dem Tor zuflüstern, aber dafür mit Quittung. Und erklären, woher man das Geld hat, braucht man auch dem Mann von Cadeca nicht.

Andernorts, vor den staatlichen Dollar-Supermärkten verkaufen Wechselstuben Dollars gegen Pesos – zum Kurs von 1:30. Die Gewinnspanne ist ordentlich, die Nachfrage trotzdem groß. Die Verstaatlichung des Schwarzmarktes erweist sich als gutes Geschäft für den Staat.

Mit der Eröffnung der Wechselstuben unterstreicht Kubas Regierung die relative Stabilität der Landeswährung, die sie in den letzten Monaten erreicht hat. Noch vor einem Jahr mußten auf dem Schwarzmarkt bis zu 130 Pesos für einen Dollar gezahlt werden. Eine konvertierbare Währung aber ist der Peso trotzdem noch lange nicht.

Eine Meldung im Zentralorgan stellt klar, daß die KubanerInnen kein Anrecht haben, daß die offiziellen Wechselstuben ihre Pesos tauschen. Cadeca wechselt nur so lange es will und kann jederzeit und ohne Begründung den Tausch verweigern – wie jeder Schwarzmarkthändler auch. Bert Hoffmann