■ Cleveland Indians
: Das Meppen des Baseball

Für die ist es wie Weihnachten und Thanksgiving auf einmal. 41 Jahre haben sie in Cleveland gewartet, um wieder einmal die World Series zu erreichen. 41 Jahre lang und jedes Jahr wirkte das Grinsen ihres Logos, des Indianers Chief Wahoo, unwirklicher als im Jahr zuvor. Jahrelang kamen die Indians nicht mal in die Nähe des Titels in der American League. 41 lange Jahre war man das Meppen des Baseball. Das Stadion trug den Spitznamen the mistake by the lake und sogar Komödien wurden über die ständigen Verlierer gedreht („Die Indianer von Cleveland“). „Als ich nach Cleveland kam“, jammert Manager John Hart, „gab es viele Nächte, da waren nur 4.000 Leute im Stadion. Nach vierzig Jahren absoluter Aussichtslosigkeit wußten wir, daß jedermann nur noch von uns genervt war. Es gab niemanden, der uns in ein schickes Restaurant eingeladen hätte.“

Über kleine Kulissen wird in Cleveland nicht mehr geklagt. Während der letztjährige Streik im Liga-Schnitt mit 20prozentigem Zuschauerschwund quittiert wurde, zogen die Indians so viele Fans wie seit 1948 nicht mehr. Den Erfolg verdanken sie der Tatsache, daß jeder Indian ein Spiel per home run allein entscheiden kann. „Du mußt gegen jeden werfen, als wäre er der beste Schlagmann des Teams“, kapitulierte Alex Fernandez, pitcher bei den Chicago White Sox. Besonders gerne jagen die Indians in letzter Minute Bälle in die Zuschauerränge, um ein längst verlorenes Spiel noch umzudrehen. Weil die mit Abstand produktivste Offensive mit einer soliden Defensive und überdurchschnittlichem pitching ergänzt wird, konnte Manager-Legende Sparky Anderson von den Detroit Tigers die Indians unwidersprochen zu „the best club in baseball“ erklären. Thomas Winkler