■ Hanföl
: Neurodermitis ade?

Kindern, die an der modernen Massenkrankheit Neurodermitis leiden, kann anscheinend auf denkbar einfachem Wege mit einem Lebensmittel geholfen werden: mit Hanföl. Jeden Tag zwei, drei Teelöffel von diesem nussig schmeckenden Öl geschluckt und eine Öleinreibung der befallenen Hautstellen haben bei einer ganzen Reihe von Kindern ein Verschwinden oder zumindest einen Rückgang der juckenden Flecken bewirkt. Es gibt aber auch Kranke, bei denen das Speiseöl kaum oder gar nicht zu helfen scheint.

Diese körperlichen Reaktionsweisen schälen sich aus einer ganzen Reihe mündlicher Berichten heraus, die die taz oder das „HanfHaus“ erreichten, seit ich in einer Kolumne am 27. Juli zum ersten Mal die erstaunliche Wirkung dieses Lebensmittels auf meinen zweijährigen Sohn beschrieb. Die Nachfrage nach Hanföl kletterte so steil in die Höhe, daß es zeitweilig ausverkauft war.

Um aber systematischer auswerten zu können, in welchem Ausmaß und unter welchen Bedingungen das Öl hilft, bitten wir Euch, schriftliche Erfahrungsberichte – positive wie negative – an die taz, zu meinen Händen, zu senden.

Nicht nur Eltern, auch Ärzte, Hebammen und Forscher haben bei den „HanfHäusern“ Öl geordert. Denn Hanföl als Therapeutikum ist in Deutschland genauso unbekannt wie unerforscht. Der Heileffekt ist auf die Gammalinolensäure zurückzuführen, die nicht nur in Hanföl und -samen, sondern auch in Nachtkerzenöl, Borretschöl und Johannisbeersamen enthalten ist und nach verschiedenen US-Studien bei allergischen und entzündlichen Prozessen erwiesenermaßen therapeutische Effekte zeitigt. Warum das so ist, und wozu Gammalinolensäure im Stoffwechsel überhaupt dient, weiß die Biochemie noch nicht. Bekannt ist nur, daß diese ungesättigte Fettsäure auch in der Muttermilch enthalten ist und daß neurodermitische Schübe oft nach dem Abstillen entstehen.

Könnte hier ein Zusammenhang bestehen? Könnte man mit der Zugabe von Hanföl nach dem Abstillen eventuell sogar ein Vorsorgeprogramm betreiben? Die von der taz befragten Biochemiker und Ärzte konnten diese Fragen allesamt nicht beantworten, fanden sie aber „sehr interessant“. Ute Scheub