Joggende Philosophen

■ Wie „meditatives Laufen“ (und auch Radeln...) die Seele stärken kann

Wenn abends halb Bremen an der Weser oder im Bürgerpark joggen geht, dann sollen Muskeln gestrafft und die Lunge geweitet werden. Vielleicht aber nutzt der ein oder die andere unter den Sportsfreunden schon die neue, noch gesündere Form des Joggens: das „meditative Laufen“.

Verbunden mit meditativen Entspannungsübungen kann aus dem schnöden Rundendrehen eine Labsal für die Seele werden. Das meint zumindest der Sportpädagoge Professor Wolfram Schleske aus Beilstein. Seine Laufphilosophie verknüpft Laufen mit Atem- und Konzentrationsübungen, wie sie aus der Meditation bekannt sind. Das Ergebnis des meditativen Fallenlassens in „Gedanken ohne Willensanstrengung“ kann „Wohlbefinden, Frische, Selbstvertrauen und die tröstliche Erfahrung von Einheit sein“, verspricht Schelske. Das „meditative Laufen“ helfe auch, Krankheiten besser zu verarbeiten und die Gesundheit vor Infekten zu schützen. Der Weg wird zum Ziel, wenn das Atmen zur Selbsterfahrung wird. Konzentration auf den Atem, Schrittezählen, und auch das „heilige“ Wort OM gehören zu den Entspanungsübungen. Wer beim Laufen aufmerksam die Atmung beobachtet, kann seine (Ver-)Spannungen im Körper aufspüren und abbauen. „Den Atem spüren“, „den Körper erfahren“, „die Gedanken ziehen lassen“, so lauten Schelskes Grundprämissen für das Laufen. Gleichmäßig soll die Bauchatmung „strömen“. Mit leicht geöffnetem Mund konzentriert sich der Laufende auf das Ausatmen. Er zählt seine Schritte beim Atmen: Bei zwei einatmen, bei vier aus. Das Denken konzentriert auf das Atmen. „Stelle Dir vor, beim Einatmen 'stark–,beim Ausatmen 'frei– zu sein – frei von allem, was belaset.“ Begleitet werden kann das Einatmen mit dem ausgesprochenen Wort „und“, das Ausatmen mit „OM“. Das rhythmische Atmen lenkt die Aufmerksamkeit in den Körper. Durch die Konzentration auf Spannungen im Körper werden diese gelöst. Konzentration auf Beine und Arme verhilft zum regelmäßigen und leichten Laufen. Nach Armen und Beinen geht die Konzentration über auf die Körpermitte unter den Bauchnabel. „Stell Dir vor, der Körper wird ganz warm.“ Durch die Konzentration auf Körper und Atmung entsteht dann der meditative Effekt der gedanklichen Leere und völliger Entspannung, während sich die Beine rhythmisch fortbewegen. Vor dem Frühstück, vor dem Mittagessen oder abends nach fünf Uhr ist die beste Zeit zum Laufen, mindestens eine halbe Stunde lang. Prinzipiell ist diese Entspannungsform auch beim Schwimmen oder Radfahren möglich. ugs