■ Querspalte
: Vive la France!

Eigentlich war ich ja stolz auf euch, liebe Greenpeaceler. Da habt ihr so ein schönes grünes Dreiliterauto konstruiert, um rechtzeitig zur Frankfurter Autoshow den deutschen Herstellern „Schwerfälligkeit und Unfähigkeit“ nachzuweisen. Und nun das. Bei der deutschen Autoindustrie herrscht beschwingte Fröhlichkeit.

Ferdinand Piäch von Volkswagen mußte sogar ärztlich versorgt werden. Der „Klimakiller“ (Greenpeace) hatte sich halb totgelacht. „Greenpeace“, stammelte er immer wieder und hielt sich krampfhaft an der Stoßstange eines VW- Polo fest, um dann hervorzugröhlen: „Vive la France!“ Die gesamte Belegschaft des VW-Standes ging vorsorglich in Deckung, denn wenn Piäch lacht, wird es normalerweise ernst. Nicht so diesmal, der Chef hatte nur einen Greenpeace- Witz gehört: Während die aufrechten Regenbogenkämpfer im Pazifik gegen Jacques Chirac und seine Atomisten fighten, geht es zu Hause drunter und drüber. Denn auf welchem Serienmodell basiert das neue Greenpeace-Auto? Richtig: Auf dem Renault Twingo. Und Renault ist nicht nur ein französisches Unternehmen, sondern obendrein noch ein französischer Staatsbetrieb! Und dessen oberster Aufseher heißt? Richtig: Chirac!

Tückisch wie Cäsium 137 strahlt uns sein teuflisches Antlitz unter der harmlosen Karosse des Greenpeace-Autos entgegen. Das Sparmobil entpuppt sich als der automobile Zweig der Force de frappe. Sein Erfolg könnte anders ausfallen als geplant – als offizieller Dienstwagen der Fremdenlegion. Was tun? Piäch und VW boykottieren? Oder Chirac? Oder beide? Oder gar Greenpeace? Wir havarieren so hilflos im Meer der Argumente wie die rote Heidi in der Südsee.

Als Ausweg schreibe ich einen Namens-Wettbewerb für das Greenpeace- Auto aus. Wie wär's mit „Atoll GTI“ oder mit „Bikini Favorit“? Oder lieber „Moruroa-Turbo“? Für die beste Einsendung gibt's drei Liter Champagner. Pardon: Prosecco. Dirk Maxeiner

Journalist, lebt in Augsburg