Geister am Rande des Universums

■ Bevor es den Rückzug antritt, beginnt das All zu schwingen

Das Universum ist ein großes Geheimnis. Woher kam es, wohin geht es, und was passiert dazwischen? Den Beginn seiner Existenz markiert ein Rätsel namens Urknall, auch Big Bang genannt: Aus einem unglaublich dichten Nichts explodierten alle Gestirne und Planeten. Vielleicht – wenn sich genug dunkle Materie im All versteckt – wird der Expansionsdrang irgendwann durch die großen Anziehungskräfte gestoppt, und das Universum stürzt wieder in sich zusammen; bis zum endzeitlichen Gegenstück des Big Bang, dem Big Crunch, dem großen Knirschen. Gesetzt, dies sei so, gibt es jetzt Neuigkeiten vom Universum an seinem Umkehrpunkt.

Das Wissenschaftsmagazin New Scientist stellte jüngst die erstaunlichen Thesen der Kosmologen Arne Larsen vom Paris-Observatorium und Mariusz Dabrowski von der Uni Stettin vor: Bevor das Universum kollabiert, wird es in einen Zustand geraten, in dem es zwischen zwei Größen schwankt.

Und während sich das All abwechselnd ausdehnt und zusammenzieht, entstehen außerdem „Geisteruniversen“. Verantwortlich für diese „virtuellen“, nicht realen, ebenfalls schwingenden Welten sind Einsteins Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Die lassen sich nämlich auf verschiedene Weisen lösen, wobei jede Lösung ihr eigenes Weltall „erzeugt“. Die theoretische Physik verleiht den Geisteruniversen außerdem eine fantastische Gabe: Von Zeit zu Zeit nimmt eins von ihnen den Platz des echten ein und verweist dieses in das Reich der Geister.

Gesetzt, die Menschheit wäre Zeuge dieser fernen Show: Lebten die Menschen wirklich oder virtuell, und wie fühlte es sich an, in geisterhaften Schwingungen zu pendeln? Zur Beruhigung sei vermerkt, daß das echte Universum, wenn genug geschwungen wurde, brav wieder seinen Platz in der Realität einnimmt und sich knirschend in sein Schicksal ergibt. Haben die beiden Wissenschaftler ermittelt. Julia Förster