„Die malen nur noch Dinos“

■ Künstler arbeiten mit Köpenicker Kindern nach Schulschluß

Fünfmal hängt im Gang der Artothek in Mitte der „Asconeser Kopf Nr. 10“ von Alexej von Jawlensky; auf jedem Bild sieht er anders aus. Das liegt nicht etwa an der unterschiedlichen Qualität, sondern an den unterschiedlichen Malern. Die Künstler sind Kinder zwischen sieben und elf Jahren. Nach der Schule haben sie mit Wasserfarben Kunstwerke des 20. Jahrhunderts gemalt.

Daniel hat den Jawlensky-Kopf viereckig gemalt, ein blaues Dreieck stellt die Nase dar. Bei Dennis beherrscht ein überdimensional großes rosafarbenes Gesicht die gesamte Bildfläche. Gesine ist mit ihrer buntflächigen Darstellung dem Original am nächsten gekommen.

Doch um möglichst originalgetreue Kopien geht es bei dem Malunterricht nicht. „Jedes Kind sieht in einem Bild etwas anderes. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt“, erklärt Klaus-Dieter Pavel den Zweck des Unterrichts. Neun Gruppen unterrichtet er in einer Köpenicker Grundschule nach Schulschluß. Finanziert wird der zusätzliche Kunstunterricht vom Bezirksamt. 15 arbeitslose Künstler wurden als ABM-Kräfte eingestellt. Das Angebot ist vielfältig: Malen, Comics zeichnen, Theater spielen, Bühnenbildnern und musizieren. Doch nicht mehr lange werden die Künstler an den Schulen arbeiten, denn die Verträge laufen im September aus. Eine Verlängerung ist nicht möglich.

Um noch einmal zu zeigen, was durch die Arbeit erreicht wurde, hat Pavel mit den Kindern die Ausstellung „Gesichtspunkte“ organisiert. Über die Resonanz ist er jedoch enttäuscht. „Der Ausstellungsraum in Mitte ist zu weit von Köpenick entfernt. Noch nicht einmal die Eltern sind hierher gekommen“, stellt er bedauernd fest. Von den Eltern kommt auch sonst sehr wenig Anerkennung für die „hervorragenden Leistungen“ der Sprößlinge, beklagt Pavel. Damit wenigsten ein paar Leute die Bilder sehen, wurde die Ausstellung bis Ende August verlängert.

Bis zu den Werken, die jetzt ausgestellt werden, war es allerdings ein langer Weg. „Naturalistische Bilder und Schwarzweiß-Zeichnungen sind völlig ungeeignet. Abstrakte Bilder sind am besten, weil die Kinder dabei mit Farben experimentieren können“, findet Pavel. Experimentieren und Freiwilligkeit sind für ihn die wichtigsten Grundsätze seiner Arbeit. Aber nicht immer ist er mit den Ergebnissen glücklich. So zum Beispiel, wenn die Kids sich selber Motive suchen. „Die malen immer nur, was sie im Fersehen gesehen haben. Eine Zeitlang lang haben die nur noch Dinos gemalt. Grauenhaft“, beklagt er sich über die kindlichen Vorlieben. Gesa Schulz

„Gesichtspunkte“ in der Artothek, Breite Straße 32-34 in Mitte.