Kein Diener des Staates

■ Neonazi Althans soll nicht für den Verfassungsschutz spioniert haben

Berlin (taz) – Ein Gerücht wurde gestern offiziell dementiert. Bela Ewald Althans, dem derzeit der Prozeß für sein Auftreten im Dokumentarfilms „Beruf: Neonazi“ gemacht wird, habe niemals für das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz die internationale Neonaziszene ausgehorcht. Dessen Leiter, Gerhard Forster, gab gestern jedoch vor Gericht zu, daß sich zwei Mitarbeiter seines Hauses zweimal mit Althans getroffen hätten. Unwahr sei jedoch, daß er als potentieller Informant in Frage gekommen wäre. Aus grundsätzlichen Erwägungen habe man die Zusammenarbeit abgelehnt. „Denn er war die zentrale Figur der Revisionskampagne“. Sich mit diesem Protagonisten gemein zu machen, wäre ein zu hohes Risiko für den Verfassungsschutz gewesen.

Den ersten Kontakt zum Amt hatte Althans am 21. Februar 1994 gesucht. Er klingelte an der Pforte des Landesinnenministeriums, sagte seinen Namen und bat um Kontaktaufnahme. Zwei Tage später traf er sich mit den beiden Beamten. Althans bot einen Deal an: Der Verfassungsschutz dürfe mit 5.000 Adressen internationaler Neonazis rechnen, wenn er im Gegenzug dafür 360.000 Mark als Ausstiegshilfe bekäme. Desweiteren wünschte Althans Kontakt zum Generalbundesanwalt und zu „politischen Verhandlungspartnern“. Gut drei Wochen habe man das Angebot geprüft, es am 10. März jedoch abgelehnt. Seither habe es weder eine Zusammenarbeit noch einen Auftrag an Althans gegeben. Intimere Kenntnisse des Verfassungsschutzes gab Forster nicht preis. Er zog sich auf seine eingeschränkte Aussageerlaubnis zurück. A. Rogalla