Punk oder HipHop oder so

■ Im Tivoli: Die Auricher Maibaumdiebe ,,Jaildog“

Die Jugend der 90er weiß oft nicht, wo ihr der Kopf steht. Mit Musik wird inzwischen mehr Mode als Rebellion verkauft, aber vage ist auch heute noch bekannt, daß das mal anders gewesen zu sein schien. Das hieß Punk oder HipHop oder so und kann an den CD-Sonderangebotsständen der Kaufhäuser recher- chiert werden. Wenn man dann selbst eine Band auf die Beine stellen will, kann man sich nicht für eine Stilrichtung entscheiden. So entstand einst der ,,Crossover“, bei dem Sänger zu Heavy Metal-Gitarren rappen und herumspringen, als seien sie Punks.

Schon der Titel des ersten Albums der Auricher ,,Jaildog“ läßt darauf schließen, daß sie ebenfalls Absolventen dieser Crossover-Schule sind: ,,Punk, HipHop and other Obscure Stories“. Das Fachblatt ,,Metal Hammer“, dessen Ohren nit allen Wassern gewaschen sind, fand es dann wegen klischeehafter Sirenensamples auch wenig originell, aber befreundete Bands schwören auf sie. Zum Beispiel die dicken Rapper von ,,Boo Yaa Tribe“, die die Newcomer so überzeugend supporteten, daß schließlich eine Plattenfirma auf sie aufmerksan wurde. Wie ,,Boo Yaa Tribe“ haben ,,Jaildog“ ihre Wurzeln im richtigen Gangstertum: Nach einem alten Brauch ist den Friesen in der Frühlingszeit nichts heiliger als ihr Maibaum. Aus einer Laune heraus stahlen ,,Jaildog“-Sänger Gregor und ein Kumpan das örtliche Götzengewächs jedoch eines Nachts. Die Auricher Justiz griff hart durch und statuierte ein Exempel, indem die beiden vorerst hinter Gitter gesteckt wurden. Dort lernten sie die Musiker kennen, mit denen sie nach der Freilassung eine Band gründeten. Besser kann ein Bandname kaum erklärt werden.

Vielleicht ist aber diese Geschichte genauso Narretei wie das, was gratis als Record-Release-Party am Samstag im ,,Tivoli“ ablaufen soll: Vor dem Konzert tritt ungewöhnlicherweise eine Comedy-Truppe auf.

Andreas Neuenkirchen

Samstag, 21 Uhr, Tivoli/Daytona Cafe