Kunst statt Medikamente

■ Anthroposophische Station für unheilbar Kranke und deren Angehörige eröffnet

Durch die Eröffnung einer Palliativstation im anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe ist die medizinische Versorgung von unheilbar erkrankten Menschen um ein sinnvolles Angebot erweitert worden.

„Normalerweise werden unheilbar Kranke durch Medikamente ruhiggestellt“, kritisiert Harald Matthes, Ärztlicher Leiter des Klinikums, die Schulmedizin. „Dadurch wird die Möglichkeit verbaut, den bevorstehenden Tod zu verarbeiten“, so Matthes. In der Palliativstation dagegen steht gerade diese Arbeit im Mittelpunkt.

Schmerzstillende Medikamente sollen in möglichst geringem Umfang verordnet werden. Statt dessen können die Patienten zwischen Mal-, Musik-, Plastizier- oder Bewegungstherapien wählen. Die Behandlung wird durch schmerzlindernde Bewegungsmassagen unterstützt. Neben Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern arbeiten auf der Zwölf-Betten-Station vierzehn Pflegekräfte, um die intensive Betreuung zu übernehmen. Damit liegt der Personalschlüssel fast doppelt so hoch wie auf anderen Stationen.

Eine weitere Besonderheit der anthroposophischen Station ist die Möglichkeit, Angehörige in zwei Extrazimmern aufzunehmen. Da die Kranken in Einzelzimmern untergebracht sind, kann auch dort eine vertraute Person übernachten. „Die Zusammenarbeit mit den Angehörigen ist ein sehr wichtiger Aspekt unserer Arbeit“, erklärt Matthes. Im Gegensatz zur Hospizbewegung wird auf der Palliativstation keine Betreuung bis zum Tod angestrebt. Deshalb sollen die Angehörigen im Umgang mit den Kranken geschult werden, um so die häusliche Betreuung, die sich an den Krankenhausaufenthalt anschließen kann, zu verbessern. Auch Hausärzte und Sozialstationen werden in das Konzept eingebunden.

Eine flächendeckende Versorgung für unheilbar Kranke wird durch die zwölf Plätze allerdings nicht geschaffen. „Da es vorher nur fünf Palliativbetten in Berlin gab, stellt die Neueröffnung der zweitgrößten Palliativstation Deutschlands dennoch eine erhebliche Verbesserung der Situation dar“, so der Ärztliche Leiter. Gesa Schulz