Brent Spar

■ betr.: „Immer auf die Kleinen“, „Politiker treibt die Lust am Boy kott“, „Umweltengagement ohne Unkosten“ (Kommentar von Ni cola Liebert), taz vom 14. 6. 95

Liebe taz-Leserinnen und -Leser, benutzt Eure Füße, Fahrräder, fahrt mit dem ÖPNV. Nur so läßt sich eine weitere Verschmutzung der Weltmeere (ob durch Tankunfälle, Reinigung leerer Tanks auf hoher See oder Versenkung ausgedienter Ölplattformen) verhindern.

Den Protest der CSU-Spitze finde ich mehr als scheinheilig, schließlich sind es die Regierungsparteien (aber auch Teile der SPD), die das Auto wider besseren Wissen nach wie vor fördern (siehe Ozonverordnung). Es müssen endlich alle Maßnahmen ergriffen werden, die das Autofahren so unbequem wie möglich machen. Der VCD und die Bündnisgrünen haben genügend Konzepte entwickelt, die man nur noch einzusetzen braucht!

Solange unsere Politiker in Bonn nicht aufwachen, ist jede/jeder aufgerufen, freiwillig auf sein Auto zu verzichten. Philipp Horn, Karlsruhe

Das Maß ist voll. Die sogenannte Nordseeschutzkonferenz der Anrainerstaaten verpuffte als internationales Kaffeekränzchen, die abgwirtschaftete Ölplattform „Brent Spar“ wird hingegen aller Befürchtungen und Proteste im Atlantik verklappt, die letzten relativ natürlichen Donauteilstücke in Bayern sollen aus wirtschaftlichen Gründen mit Staustufen versehen, vertieft und verbreitert werden und so weiter. Ständig wird über den Umwelt- und Naturschutz beraten, getagt, diskutiert. Das Endergebnis dieser Tagungen ist in der Regel nur ein unverbindliches Richtdatum im fernen zweiten Jahrtausend und der neue Tagungstermin in ein paar Jahren. Einschneidende Richtlinien oder gar Gesetze zum Schutze der Natur lassen auf sich warten.

Das Vorgehen der Shell U.K. bezüglich ihrer Bohrinsel ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Die Anrainerstaaten waren sich einig, daß dies nicht geschehen dürfe, einzig und allein England, Hauptbetreiber von Bohrinseln in der Nordsee, befürwortet das Vorgehen. Und darf auch so vorgehen und Shell die Erlaubnis erteilen. Dies ist der Punkt, den ich einfach nicht verstehen kann. Warum gibt es keine Mehrheitsregelungen, die Katastrophen wie diese verhindern.

Wohl weil die Mehrheit auf seiten der Wirtschaft ist. Und nicht nur beim Öl. Jeder Anrainerstaat hat ein solches Steckenpferd, sei es die chemische Industrie, die Landwirtschaft oder die Fischerei. Jedes Land ist an der Verschmutzung der Nordsee beteiligt, am Siechtum mitschuldig. Dies ist jeder/m UmweltministerIn bekannt und klar, doch beugt sie/er sich dem Anliegen der Wirtschaftsunternehmen. [...] Dirk Schulte, Soest