Mieterdemo gegen Scientology-Spekulanten

■ Bündnis geht gegen Umwandler auf die Straße / Proteste teilweise erfolgreich

Die Wohnungsumwandler Scientology-naher Firmen bekommen weiter Gegenwind. Ein halbes Jahr nachdem sich in Neukölln Betroffene gegen den Sektenkonzern zusammenschlossen, ruft nun ein stadtweites Bündnis „Mieter gegen Scientology“ für Samstag zur Demonstration auf.

Der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Hartmann Vetter, meinte gestern, daß zwar auch Umwandlungen anderer Immobilienfirmen („à la Bendzko“) verwerflich seien. Die Praktiken Scientology-naher Firmen deuteten aber auf eine neue Dimension in der Umwandlungsspekulation hin, sagte Vetter. Gemeinsam mit Grünen, SPD und zahlreichen Mieterinitiativen ruft der Berliner Mieterverein deshalb zum Protest gegen den Sektenkonzern auf. Der Demonstrationszug beginnt um 15 Uhr am Schlesischen Tor und führt über die von Umwandlung betroffenen Häuser zum Herrfurthplatz in Neukölln. Bereits um 13.30 Uhr startet vom Kleistpark aus ein Fahrradkorso.

Sowohl Vetter als auch die bündnisgrüne Abgeordnete Elisabeth Ziemer kritisierten in diesem Zusammenhang eine Anweisung von Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) an die Bezirksämter, die für eine Umwandlung nötigen Abgeschlossenheitsbescheinigungen auch ohne Prüfung vor Ort zu erteilen. Tatsächlich sieht man in der Bauverwaltung auch bei Wohnungen mit Außentoiletten kein Hindernis, die begehrten Bescheinigungen zu erteilen, wenn der Verkäufer sich bereit erklärt, vor der endgültigen Umwandlung eine Innentoilette einzubauen. Sollte dies nicht geschehen, so der Standpunkt Nagels, sei dies als zivilrechtliche Angelegenheit zwischen Käufer und Verkäufer der Wohnung anzusehen.

Unterdessen hat das Bündnis gegen Scientology erste Erfolge zu vermelden. Der Buchautor Frank Nordhausen erklärte gestern, daß die Mehrzahl der Berliner Banken mittlerweile keine Kredite mehr an Scientology-nahe Firmen vergeben würden und deren Projekte somit nur noch schwer zu finanzieren seien. Auch die MieterInnen der Häuser, die mit Transparenten an der Fassade vor der Sekte warnen, sind guter Dinge. In der Sanderstraße 4 in Neukölln ist bislang noch keine einzige Wohnung verkauft. In der Allerstraße 4, deren Mieter die Protestlawine ins Rollen gebracht hatten, wollen zwei der insgesamt sieben Käufer wieder aus dem Kaufvertrag. Nach den Plänen der Scientology-nahen Firma Phoenix sollte die Umwandlung der insgesamt 23 Wohnungen schon längst abgeschlossen sein. Uwe Rada