Brauner Organisator

■ Chef der Rüstungsmesse „Copex“ kandidierte für rechtsextreme NPD

Bonn (taz) – Lange Gesichter bei der Stadt Bonn: Zehn Tage vor Start der geplanten Rüstungsmesse „Copex“ in der Stadthalle Bad Godesberg entpuppt sich deren Organisator Karl-Heinz Dissberger als politisch schwer belastet. Wie gestern bekannt wurde, kandidierte der 40jährige Kaufmann 1975 als Landtagskandidat für die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD). Seit den sechziger Jahren beobachtet der Bundesverfassungsschutz die NPD und stuft sie seit 1971 als rechtsextremistisch ein.

Die Stadt Bonn hatte schon im Vorfeld die umstrittene Rüstungsmesse absagen wollen, die der private Pächter der Stadthalle mit Karl-Heinz Dissberger vertraglich vereinbart hatte. Einen rechtsextremen Hintergrund der „Copex“ konnten die Verwaltungsleute bislang aber nicht feststellen. Und der allein erlaubt die Auflösung des Pachtvertrages, ohne daß eine Zahlung von Schadensersatz in Millionenhöhe fällig wird. Bei ihrer Recherche wurden die lokalen Behörden möglicherweise vom Bundesinnenministerium im Regen stehengelassen. Schließlich dürfte die dem Innenressort in der Dienstaufsicht unterstellte Köllner Verfassungsschutzbehörde über Dissberger im Bilde sein.

So blieb es den „Copex“-GegnerInnen, darunter die Antifa Bonn/Rhein-Sieg und das Bonner Friedensbüro, vorbehalten, das brisante Material aus Archiven zutage zu fördern.

Im Innenministerium, das bislang lediglich sein Desinteresse an der „Copex“ bekundete, war gestern keine Stellungnahme erhältlich. Wegen der Proteste gegen „Copex“ und dem Vorwurf, dort würde Folterwerkzeug ausgestellt, hatte bereits vorige Woche die Mercedes Benz AG ihre Anmeldung zurückgezogen. Bernd Neubacher