Viele Früchte für Frau Bohley

■ betr.: „Hände weg von Bärbel Bohley“, taz vom 9. 6. 95

Der Kommentar ist so ziemlich das Schwachsinnigste, was ich in der letzten Zeit aus einer Zeitung entnehmen mußte. Darüber hinaus ist der Kommentar ungerecht, und dies hat nichts mit Weinerlichkeit zu tun, sondern mit einer großen Verärgerung darüber, daß es (nicht nur) in der taz einige Schreiberlinge nicht lassen können, ihr Feindbild CDU zu pflegen und hieraus resultierend in Kommentaren idiotischste Schlußfolgerungen zu ziehen. Ärgerlich, wenn man bedenkt, daß die Soliaktion für Frau Bohley einige Leute verdammt viel Kraft gekostet hat. Dies kann die taz ebenso wenig wissen wie die Tatsache, daß alle Mitarbeiter um der guten Sache willen hochmotiviert waren. Was die taz aber wissen muß, ist, daß sich die Überparteilichkeit dieser Soliaktion schon daran zeigt, daß von 30 Erstunterzeichnern noch nicht einmal ein Drittel aus der CDU sind!

Fakt ist, daß der CDU-Fraktion in der Sache Bohley gegen Gysi das unsägliche Urteil gegen Bärbel Bohley und das Gauck-Gutachten sehr frühzeitig zugespielt wurden. Das Gauck-Gutachten wurde vom Hamburger Landgericht in der Beweisaufnahme nicht zugelassen, obwohl es Frau Bohley unterstützt hätte. Beide Dokumente müssen daher im Vorfeld der Empörung im Einklang gesehen werden!

Daraufhin haben sich CDU- Fraktionschef Dr. Wagner, Generalsekretär Thomas Klein und meine Wenigkeit dazu entschlossen, mit Frau Bohley Kontakt aufzunehmen und ihr aktive Unterstützung anzubieten. Sie hat sich hierüber gefreut, schon deshalb, weil niemand sonst auf diese Idee kam und sie für ihr Wirken die Öffentlichkeit dringend braucht. Und wenn man den Wirbel der letzten Tage sieht, hat diese überparteiliche Unterstützung für Frau Bohley viele Früchte gebracht. Im übrigen: hätte die taz meine Pressemitteilung mit der Aufforderung zur Teilnahme an der Solidemo vorher abgedruckt, wären vielleicht sogar mehr gekommen.

Ob Sie es glauben oder nicht: Niemandem ist auch nur in einer Sekunde der Gedanke gekommen, Frau Bohley zu Wahlkampfzwecken zu mißbrauchen. Dies ist schon deswegen abwegig, weil auch eine solche Aktion im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg der CDU kaum Stimmen bringen würde. Aber pflegen Sie ruhig Ihr Feindbild weiter, dies hat schon den Kalten Krieg erfolgreich am Kochen gehalten! Holger Doetsch, Sprecher der

CDU-Fraktion im Landtag

Brandenburg