Lord mit Groove

■ Der britische Ex-Premier Harold Wilson besaß die Rechte an Flower-Power-Hymne

Dublin (taz) – Fast dreißig Jahre hat der ehemalige britische Premierminister Harold Wilson ein Geheimnis gehütet, das erst jetzt durch seinen Nachlaßverwalter gelüftet wurde: Der im Mai verstorbene Labour-Lord besaß die Rechte an dem Song „Flowers In The Rain“, mit dem die englische Popgruppe The Move 1967 lange Zeit die Hitparade anführte. Bisher ist umgerechnet rund eine halbe Million Mark an Tantiemen zusammengekommen. Wilson hatte eine Stiftung eingerichtet und das Geld im Laufe der Jahre 46 verschiedenen Organisationen zukommen lassen, darunter der jüdischen Nationalstiftung, dem britischen Filminstitut, einem Chor des Londoner Regierungsviertels, der Spastikergesellschaft und einer sowjetischen Plakatausstellung. Manche erhielten allerdings nicht mehr als 50 Mark.

Wilson war durch ein Gerichtsurteil in den Besitz der Rechte für das Lied gekommen. Er hatte die Gruppe verklagt, weil sie für den Song mit einer Karikatur warb, die ihn „in kompromittierender Stellung“ zeigte. Die Idee für die Zeichnung stammte vom Manager der Gruppe, Tony Secunda, der später von den Moody Blues angeheuert wurde. „Die Karikatur hatte überhaupt nichts mit der Band zu tun“, sagte Roy Wood, der Autor von „Flowers In The Rain“. Die Musiker, die nach der Auflösung von The Move das Electric Light Orchestra gründeten, haben mehrfach vergeblich versucht, das Urteil anzufechten. Nach dem Tod Wilsons schlug Wood vor, die Tantiemen an das Kinderkrankenhaus in Birmingham zu zahlen. Wilsons Anwalt Goodman Derrick, der die Stiftung verwaltet, lehnte das jedoch ab. So werden künftig die Nachlaßverwalter entscheiden, wer in den Genuß des Geldes kommt, das auch in Zukunft reichlich fließen wird: Wegen des neuentflammten Interesses an psychedelischer Musik ist „Flowers In The Rain“ auf zahlreichen Musikzusammenschnitten aus den sechziger Jahren vertreten. Ralf Sotscheck