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: Virtuelle Tropfen

„Nachtmagazin“, Donnerstag, 0.30 Uhr, ARD

Die ARD hat die „WiSo“- virtuelle Herausforderung des ZDF angenommen und jagt ihr „Nachtmagazin“ durch die Schaltkreise des Bildcomputers: „Wir hoffen, damit unsere Nachrichten noch begreifbarer zu machen“, sagt Pilotprojektleiter Georg Grommes. Sprichwörtlich begreifbar waren die Buchstaben F.D.P. Wie Ponys standen die Lettern im Raum. Und die Punkte dazwischen waren groß wie Fußbälle. Warum eigentlich dreht sich der Moderator nicht um und kickt einen der gelben Bälle durchs Studio? – Richtig, weil sie nur virtuell existieren. Ich hätte Mühe, das meiner Mutter begreiflich zu machen.

Das hat sich auch die ARD gedacht und also einen Beitrag in eigener Sache über die virtuelle Technik gemacht. Informiert wird der Zuschauer nicht mehr darüber, was in der schnöden Realität geschieht. Statt dessen zeigt man, wie diese Informationen im Computer digital zusammengesetzt werden. Genau das bedeutet „virtuelle Nachrichten“. Das hätte meine Mutter wiederum verstanden. „Technisch wäre es kein Problem“, läßt der Sprecher mit virtuellem Muskelspiel verlauten, „den Moderator in x-beliebige Welten zu beamen, so, als wäre er leibhaftig vor Ort.“ Das hätte meine Mutter nun überhaupt nicht mehr verstanden. Braucht sie auch nicht, denn: „Ebendas wird es bei ,ARD aktuell‘ nicht geben!“ Warum eigentlich? Weil die ARD mit der Realität doch nicht spielen will.

Und so kam Christine Kolb dann ganz konventionell zum Höhepunkt, dem virtuellen Wetter. Sie hatte mindestens „Millionen von Informationen in kürzester Zeit“ in „einem Hochleistungsrechner auswerten lassen“. Ergebnis: Es regnet tatsächlich. O Mama! Manfred Riepe