Hafen statt Biotop

■ Hamburg genehmigt nach 30 Jahren Hafenerweiterung in Altenwerder

Hamburg (taz) – Am Mittwoch abend genehmigte die Hamburger Wirtschaftsbehörde den seit mehr als 30 Jahren geplanten und heftig umstrittenen Ausbau des Hamburger Hafens in Altenwerder. Gleichzeitig ordnete die Behörde die „sofortige Vollziehbarkeit“ an, damit noch in diesem Jahr mit den Vorbereitungsarbeiten begonnen werden kann: Das 250 Hektar große Biotop auf der Elbinsel mit diversen Tier- und Pflanzenarten, die auf der Roten Liste stehen, soll einem Containerumschlagplatz weichen.

Schon jetzt drohen AnwohnerInnen mit Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluß. Doch für die Wirtschaftsbehörde sind die weiteren Schritte klar: „Der Planfeststellungsbeschluß wird den Einwendern zugestellt. Sie haben dann einen Monat Zeit, vor dem Verwaltungsgericht dagegen zu klagen“, erklärt eine Sprecherin. Dieses Verfahren könne ein halbes Jahr dauern. Während dieser Zeit sollen die „Grunderwerbsverhandlungen“ mit den letzten Grundbesitzern in Altenwerder vorangetrieben werden. Anfang 1996 sollen die Arbeiten für die Hafenerweiterung beginnen, deren Kosten offiziell mit mindestens 580 Millionen Mark veranschlagt werden.

Fast neun Monate hat die Prüfung der über 8.000 Einwendungen gegen das Milliardenprojekt in Anspruch genommen. Nach „eingehender kritischer Überprüfung“, gibt sich die Planfeststellungsbehörde seriös, wurden mehrere Auflagen erteilt. Dazu gehören die Öffnung eines eingedeichten Elbarms, der Alten Süderelbe, als ökologischer Ausgleich für Altenwerder – 60 Millionen Mark sind hierfür vorgesehen –, besserer Lärmschutz, die Umsiedelung gefährdeter Pflanzen und Tiere sowie der Grundwasserschutz.

Als „Farce“ bezeichneten gestern NaturschützerInnen vom Förderkreis „Rettet die Elbe“ das Verfahren. Sie kündigten an, beim Hamburger Verwaltungsgericht einen „Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung“ zu stellen, um den Sofortvollzug zu verhindern. Die Hamburger GAL-Fraktion hält den Sofortvollzug für „unverfroren“ und die plötzliche Eilbedürftigkeit „nach jahrzehntelangem innerbehördlichem Hin und Her“ für „unverschämt“. Eine bisher unveröffentlichte Nutzen-Kosten-Analyse, die von der GAL demnächst vorgelegt werden wird, belegt zudem, daß die Kosten der Hafenerweiterung weitaus höher sind als der Gewinn, den sich die Hansestadt davon verspricht. Heike Haarhoff