Probleme mit dem Putzdienst

■ Anstrengender als die Betreuung der Kids ist die Gruppen- dynamik unter den Eltern, erzählt eine Berliner Kila-Mutter

„Elterninitiativ-Kindertagesstätten“ heißen die Kinderläden heute im Bürokratendeutsch. Und Initiative braucht man, um im Kinderladen durchzuhalten. Zweimal im Monat kochen für die ganze Blase, einmal im Monat Elternabend, außerdem putzen. Und die Öffnungszeiten sind auch nichts für Vollzeit-Berufstätige: Unser Kinderladen öffnet erst um halb neun und schließt schon um halb vier.

Dabei genießen wir einen gewissen pädagogischen Komfort: In unserem Kinderladen betreuen nämlich zwei ErzieherInnen nur elf Kinder. Offiziell müßten wir fünfzehn Kinder in der Gruppe haben, vier sind aber nur pro forma registriert, sogenannte „Schwarzkinder“, um die Quote zu erfüllen. Viele Kinderläden schummeln ein bißchen, um die Gruppengrößen erträglich zu halten.

Das anstrengendste sind nicht die Kinder, es ist die Gruppendynamik unter Eltern und ErzieherInnen. Kein Wunder, daß bei Bewerbungen von neuen Eltern immer wieder das Prinzip regiert: gleich zu gleich. Die meisten entstammen dem Bildungsbürgertum, und solche Eltern werden auch am liebsten genommen. Eine türkische Familie käme gar nicht auf die Idee, bei uns vorzusprechen.

Heikel sind die Bewerbungssituationen. Da kommen beispielsweise voll berufstätige Eltern, die einfach nur händeringend einen Betreuungsplatz für ihr Kind suchen. Und dann erzählen sie, wie wichtig sie die Pädagogik finden und so weiter. Aber wir wissen natürlich: Bei denen könnte es Probleme mit dem Putzdienst geben, und wenn das Kind krank ist, wird es trotzdem in den Kila gebracht. Also zögern wir. Die andere Sorte aber ist auch schwierig: die Perfektionisten, anspruchsvolle Mütter oder besserwisserische Väter, die dann an den Elternabenden an den ErzieherInnen herumnörgeln.

Wenn die Kinder erst zweieinhalb, drei Jahre alt sind, dann haben wir bei den Eltern eine gewisse Auswahl. Wenn bei uns dagegen ein Platz für ein vierjähriges Kind frei wird, durch die hohe Fluktuation, dann müssen wir um Neuzugänge werben. Eltern, die ihr vier- oder fünfjähriges Kind unterbringen wollen, dürfen also schon etwas kapriziöser daherkommen.

Wer bei uns einsteigt, muß gewisse Prinzipien akzeptieren. Zum Beispiel richtet sich der Kinderladenbeitrag nach dem Einkommen, das nach Selbstauskunft festgelegt wird. Das ist nicht unproblematisch: Wir haben ein Elternpaar, sie Rechtsanwaltsgehilfin, er Maler, die haben sich verdammt niedrig eingestuft. Aber im Winter fahren sie mit dem BMW vor, im Sommer mit dem Campingbus...

Bei uns wird nur mit Zutaten aus dem Bioladen vegetarisch und vollwertig gekocht. Das sollte zumindest so sein. Wenn allerdings eine Mutter zur Jahres-Unzeit Paprikagemüse zusammenschnippelt, ist klar: Das Zeug kann die gar nicht aus dem Bioladen haben.

Trotz alledem würde ich immer wieder einen Kinderladen einer städtischen Kita vorziehen: Die Kinder stehen bei uns im Mittelpunkt. Sie dürfen sich dreckig machen, sie haben einen eigenen Raum, wo sie sogar die Erwachsenen rausschmeißen können. Wir sprechen über jedes einzelne Kind, die Kleinen werden halt nicht bloß abgegeben.“ G. Duldig (aufgezeichnet

von Barbara Dribbusch)